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Die Unlust am Unternehmersein: Wenn Unternehmer mehr umsetzen als unternehmen.
05.06.2021
Timo Kaapke

Wenn wir Unternehmer die Lust am Unternehmersein verlieren, dann ist das nicht nur für uns traurig. Dann trocknen auch unsere Unternehmen aus und veröden, das ist schlecht für die Mitarbeiter, für die Kunden, für unsere Wirtschaft und für unser Land. Aber leider höre ich in vielen Gesprächen mit mittelständischen Unternehmern immer häufiger von dieser Unlust.

Dabei steckt meist bei genauerem Hinsehen nur ein Missverständnis dahinter: Denn die meisten Unternehmer haben, wenn ich mit Ihnen darüber spreche, ganz viel Lust auf den eigentlichen Unternehmerjob – sie kommen nur viel zu wenig dazu.

Keinen Bock mehr auf‘s Unternehmersein

I can’t get no satisfaction, I can’t get no satisfaction …

Hört sich immer noch geil an, dieser alte Stones-Song, oder? Aber ich gestehe, ich muss in letzter Zeit dabei auch öfter an die Unternehmer denken, die mir mit leerem Blick berichten, dass sie auf ihren Job keinen Bock mehr haben.

Die Gründe für diese Unlust sind vielfältig. Manchmal ist es Langeweile, manchmal Überforderung und Überlastung. Wenn die Lust aber verlorengeht, dann bleiben nur noch Leidensdruck und Pflichtgefühl, und die sorgen nicht für Kreativität und Schaffenskraft, sondern für Stress und Resignation und machen krank und unglücklich. Ich kenne das selbst aus eigener Erfahrung und nehme das ernst und halte das für eine sehr bedenkliche Entwicklung.

Zu wenig im eigentlichen Job

Aber wenn es um die Lust oder Unlust am Job geht, frage ich mich auch: Über welchen Job reden wir hier eigentlich? Ich muss dann immer an den Unternehmer denken, der mir vor einigen Monaten bekümmert erzähle, dass er in seinem 80-Stunden-Job nach seiner Einschätzung auf nur 1 Prozent an Zeit für die Unternehmer-Rolle komme.

Was machte er aber in den restlichen 99 Prozent seiner Zeit? Er war ohne jede Lust beschäftigt mit Tätigkeiten aus der Manager- und Fachkraft-Rolle. Und dieser Unternehmer ist kein Einzelfall. Es müssen nicht immer so krasse 99 zu 1 Prozent sein, aber ich weiss, dass viel zu viele mittelständische Unternehmer nicht oder zu wenig zu ihrem eigentlichen Job kommen!

Das haben sie natürlich nicht gewollt, sie sind da reingerutscht. In Abwandlung eines beliebten Spruches könnte man über sie und ihre Unternehmen sagen: „Dieser Betrieb arbeitet ohne Unternehmer. Das war nicht so geplant, es hat sich so ergeben.“

Unternehmen statt umsetzen

Gerade mittelständische Unternehmer tappen oft in diese Falle. Das hat damit zu tun, dass in der Manager- und Fachkraft-Rolle Umsatz gemacht wird, es sind wertschöpfende Rollen. Umsatz kommt von Umsetzen, und viele Unternehmer im Mittelstand denken, sie müssten vor allem was umsetzen, was machen, weil daraus Umsatz entsteht.

Aber die Währung, mit der die Unternehmer-Rolle bezahlt wird, ist nicht Umsatz, das ist die Währung der Manager- und Fachkraft-Rolle. Die Währung für Unternehmer ist das Produkt Unternehmen, seine Relevanz für den Kunden oder auch das, was die Produkte oder Leistungen bei ihm an Bedürfnisbefriedigung leisten. Das entspringt nicht dem Umsetzen, sondern den Gedanken davor.

Wenn ein Unternehmen nur auf Umsatz und Umsetzen fixiert ist und auf die unternehmerische Arbeit verzichtet, dann ist das, wie wenn ich Förster in den Wald schicke mit dem Auftrag, zehn Bäume zu fällen. Aber nicht sage, in welchen Wald, welche Bäume gefällt werden sollen und wieviel davon und wofür sie gebraucht werden. Vor dem Umsetzen ist es wichtig, über das Unternehmen im eigentlichen Wortsinn nachzudenken. 

Klar, der Erfolg der unternehmerischen Arbeit ist nicht sofort messbar, die kostet erst mal Geld, und die Investitionen erzeugen bestenfalls einen ROI, der aber erst viel später kommt, als wenn ich hier und jetzt operativ arbeite. Aber das ist die Arbeit, die ein Unternehmen braucht, um vernünftig und nachhaltig zu wachsen und sich weiterzuentwickeln.

Keine Lust – worauf?

Und es ist diese Arbeit, wegen der viele Unternehmer überhaupt Unternehmer geworden sind. Wenn sie ihr Unternehmen selbst gegründet und es nicht übernommen haben, dann können sie sich noch an das Gefühl als Gründer erinnern, es war so etwas wie: „Yeah, wir verändern die Welt!“ Aber irgendwann, wenn die Firma gegründet ist, dann entwickeln sie sich immer mehr in die Manager- und Fachkraft-Rolle, um weiter umzusetzen und Umsätze zu machen.

Aber auf einmal kommt dann der Punkt, wo sie feststellen: Damals, als ich gegründet habe, das war irgendwie ein anderer Job, das fühlte sich viel geiler an! Und dann denken sie, sie hätten keine Lust mehr aufs Unternehmersein. Dabei haben sie nur keine Lust mehr darauf, so wenig Unternehmer zu sein!

Wenn Sie auch eine solche Unlust spüren, dann erlauben Sie sich einfach, wieder mehr Unternehmer zu sein. Ich bin sicher, dass dann die Lust schnell wiederkommt. Es müssen auch gar nicht 100 Prozent Unternehmer-Rolle sein. Schaffen Sie nur Klarheit darüber, worauf Sie Lust haben und wie Ihr Unternehmen von dieser Lust profitieren könnte.

Und wenn Sie nicht so viel Lust auf reines Unternehmersein haben und lieber einen individuellen Rollenmix haben wollen, dann ist da auch okay, es gibt Ihren Mitarbeitern auch Raum für Intrapreneurship und Sie können den Unternehmer in Ihren Mitarbeitern entdecken!

Unternehmerfeindliche Rahmenbedingungen

Es sind aber übrigens auch die Rahmenbedingungen des Staates mit ihren bürokratischen und formalrechtlichen Anforderungen, die uns mittelständische Unternehmer so in die Manager- und Fachkraft-Rolle treiben und uns die Lust am Job versauern. Mein Appell an die Regierung ist: Wie wär’s, wenn Ihr uns mal nach unseren Bedürfnissen fragt? Wir beziehen doch auch die künftige Kundschaft ein in unsere Produktentwicklung.

Mein Appell an Sie als Unternehmer dazu ist: Natürlich gibt es Rahmenbedingungen, die Sie nicht verändern können, die sind part of the game … Aber innerhalb der Rahmenbedingungen gibt es immer gewissen Freiheiten, die Sie mehr oder weniger nutzen können – nutzen Sie sie ruhig etwas mehr, statt sich in der Manager- und Fachkraft Rolle zu verlieren!

Und warten Sie nicht, bis Sie von der Politik nach Ihren Bedürfnissen gefragt werden. Sondern gehen Sie auf Ihren Landrat, Bürgermeister, MdL oder MdB zu, die haben alle Telefonnummern. Fühlen Sie sich als Kunden von denen und trauen Sie sich, Ihre unternehmerischen Bedürfnisse mitzuteilen, dann haben die eine Chance zu reagieren.

Das ist übrigens im Kern eine zutiefst unternehmerische Attitüde – wir warten ja auch sonst nicht, bis irgendein Traumkunde kommt und fragt, ob wir ihm was entwickeln können, sondern wir sind die Trüffelschweine und gehen auf die Anderen zu. Das alles gehört zur Lust am Unternehmersein!

Und wie groß ist Ihre Lust am Unternehmerjob? Schreiben Sie mir doch mal darüber. Aber vor allem: Sprechen Sie andere Unternehmer darauf an und tauschen sich mit ihnen darüber aus! Auch über die Erfahrungen mit den staatlichen Rahmenbedingungen. Dann bekommt das nochmal eine ganz andere Power.

 

Frohes schaffen
und keep on burning!

Timo Kaapke

Foto von Timo Kaapke

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