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Unternehmersein ist Extremsport: Von Überforderung, Überlastung und Herausforderung.
21.07.2020
Timo Kaapke

Zum Unternehmersein gehört es, dass einem gute Freunde immer mal wieder mit sorgenvollem Blick fragen: „Überforderst du dich nicht?“ Das hören wir Unternehmer aber gar nicht so gerne, weil das Wort Überforderung in unserem Wortschatz eigentlich gar nicht vorkommt.

Und meist passt es auch gar nicht, weil das, was andere als Überforderung wahrnehmen, nur die typische Form von unternehmerischer Herausforderung ist, ohne die wir gar nicht leben wollen und können. Manchmal allerdings sind wir überlastet – das hat aber weniger mit unserem Unternehmersein als mit einem Rollenkonflikt zu tun.

Mit Marius beim Doppelkopf

Als ich mit 16 auf Klassenfahrt in Köln war, da belegten wir sechs Kumpels „das goldene Sechserzimmer“ – das war der Beginn einer wunderbaren langjährigen Freundschaft. Eine Zeit lang hatten wir uns wegen Studium und Beruf aus den Augen verloren, doch als vier von uns nach und nach wieder in die Cloppenburgische Heimat zurückgekommen waren, reaktivierten wir uns als Doppelkopfrunde, die sich seitdem reihum bei einem von uns zuhause trifft. Wir spielen und trinken, erzählen von früher und heute, und im Hintergrund laufen die alten Lieder, die wir damals auf unserer Kultkassette zusammengestellt hatten – und die manchmal noch ganz aktuell klingen. Wie zum Beispiel Mit 18 von Marius Müller-Westernhagen:

Ich hab ein Luxusauto und ich hab ne tolle WohnungDoch was mir fehlt, ja was mir fehltDas ist ’ne richtige Dröhnung…

Spaß beiseite, ganz so krass ist es natürlich nicht, aber es kann schon mal vorkommen, dass wir, obwohl es uns allen Vieren insgesamt gut geht, nicht so gut drauf sind und unseren Alltagsstress mitbringen. Und an einem dieser Abende Anfang des Jahres, als ich ziemlich platt und wortkarg da saß, sprach mich einer der drei Freunde – der selbst kein Unternehmer, sondern Angestellter ist – darauf an und meinte: „Ich hab echt Sorge um dich, solltest du nicht mal ein bisschen weniger machen? Ich glaube, du überforderst dich!“

Unternehmersein ist Herausforderung

Seine Sorge war gut gemeint, aber ich dachte dann hinterher auf dem Heimweg, dass das, was mein Freund da als Überforderung interpretiert hatte, für mich zu meinem Unternehmersein einfach dazugehört. Und unabhängig von mir sogar der typische Aggregatzustand von uns Unternehmern ist – eher eine ständige Herausforderung als eine Überforderung, und ein Stück weit einfach der Kick unseres Jobs. Unternehmersein ist eine Form von Extremsport, wir brauchen das und sind unglücklich, wenn wir den Kick nicht spüren.

Deswegen sind wir immer wie Spürhunde auf der Spur, wo andere nicht mehr weitersuchen. Sind immer ein Stück weit chronisch unzufrieden mit uns und der Welt und wollen es besser machen. Immer im Bestreben, nie fertig zu sein, immer im Gefühl, dass da noch was geht.Für manche Menschen mag dieses Unternehmer-Gen wie eine chronische Überforderung wirken. Die wundern sich oder machen sich zum Teil sogar Sorgen, dass so ein Unternehmer von seinem Extremsport krank wird oder tot umfällt, wenn er so weitermacht.

Triple-Agent – überlastet

Aber nun ist es auch keineswegs so, dass wir Unternehmer überhaupt nicht gefährdet wären. Denn neben der Überforderung, die wir Unternehmer brauchen wie die Luft zum Atmen, gibt es ein anderes Phänomen, das vielen von uns viel mehr zu schaffen macht: die Überlastung. Das Gefühl, müde, erschöpft, platt zu sein, das kennen wir tatsächlich alle. Und das kann auch wirklich krank machen, ich selbst habe das vor ein paar Jahren erlebt.

Aber ich habe damals auch gelernt, dass das nichts mit meinem Unternehmersein im eigentlichen Sinne zu tun hatte, sondern damit, dass ich in eine typische Falle der mittelständischen Unternehmer getappt war: neben dem Unternehmerjob noch zwei andere Jobs mit zu machen. Ich war als „Triple-Agent“ unterwegs nicht nur in meiner Unternehmer-Rolle, also als strategischer Kopf der Firma, sondern auch in der Manager-Rolle als Betriebsleiter und in der Fachkraft-Rolle als einer der obersten Experten im Unternehmen.

Das Problem dieser Dreierbelastung liegt darin, dass den meisten Unternehmern diese unterschiedlichen Rollen und ihre Rollenanteile gar nicht bewusst sind – und dass sie darüber noch gar nicht nachgedacht und das in der Organisation ihres Unternehmens auch nicht berücksichtigt haben.

Wenn sie dort aber kein Team haben, in das sie ihre Impulse, ihre Ideen hineingeben können, die dann von Mitarbeitern in Management- und Fachkräfterollen auch verfolgt oder umgesetzt werden, dann bleibt das alles an ihnen selber hängen. Dann versuchen sie, alle drei Rollen vollständig selbst auszufüllen. Diese Triple-Agent-Nummer können Sie als Unternehmer mal eine Zeit lang fahren. Und sich einbilden, dass Sie stark genug dafür sind. Aber als Dauerzustand wird das zu viel für jeden von uns. Das ist ein Rollenkonflikt, und wenn Sie sich dieser Rollen nicht bewusst sind, dann erkennen Sie den Konflikt gar nicht – oder, wie ich damals, erst, als es fast zu spät war.  

Unternehmersein im Rollenmix

Nun gibt es für uns Unternehmer nicht etwa eine Vorschrift, dass wir nur die Unternehmer-Rolle wählen dürften. Oder eine Vorgabe, wie viel Unternehmer, wie viel Manager und wie viel Fachkraft wir unbedingt sein müssen. Den individuellen passenden Rollenmix darf und muss jeder von uns selbst für sich herausfinden. Meine ganz persönliche Erfahrung dazu ist: Je mehr Sie in die Unternehmer-Rolle hinein- und aus der Triple-Agent-Rolle herausgehen, desto geringer wird die Gefahr der Überlastung. Aber wenn Sie Triple-Agent sein wollen, dann bin ich der letzte, der Sie deswegen kritisiert. Sie sollten sich dann nur klarmachen: Wenn Sie sich bewusst dafür entscheiden, dann können Sie trotzdem nicht 24/7 zu 100% in allen drei Rollen sein!

Wer sich als Unternehmer einbildet, immer alles mit voller Pulle gleichzeitig sein zu können, Unternehmer und Manager und Fachkraft – um den mache ich mir wirklich Sorgen. Ich glaube, der überfordert sich tatsächlich. Denn das hält kein Mensch auf Dauer aus. Es sei denn, er ist ein Superheld – aber wozu? Denn die gute Nachricht ist: Für’s Unternehmersein brauchen wir keine Helden – sondern einfach Menschen mit klarem Blick auf sich und auf ihr Unternehmen und mit Lust auf sportliche Herausforderungen.

Sollten Sie, liebe Leser, aber dennoch so einen Superhelden kennen, dann würde ich mich mit dem gerne austauschen. Bitte geben Sie ihm meine E-Mail-Adresse. Vielleicht kann man ja von dem doch noch was lernen…

Frohes schaffen
und keep on burning!

Timo Kaapke

Foto von Timo Kaapke

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