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Mitarbeiterentwicklung im (De-)Briefing: Der Arbeitsalltag kann voller Trainingsfelder sein.
14.08.2022
Timo Kaapke

Mitarbeiterentwicklung, da denken viele Unternehmer an Seminare und Trainer, die man sich ins Haus holen kann oder zu denen man seine Mitarbeiter schickt. Aber für einen wesentlichen Teil der Entwicklung unserer Mitarbeiter müssen wir gar nicht nach externer Unterstützung suchen. Jeder Arbeitstag ist voll mit kleinen Trainingsfeldern, die wir nur nicht immer sehen, weil sie für uns so selbstverständlich sind.

Ein solches Trainingsfeld ist für uns bei KAAPKE zum Beispiel das Briefing vor bzw. Debriefing nach Kundenterminen. Da geht es dann einmal nicht nur um das Ergebnis – also darum, was wir für das Unternehmen erreicht haben. Sondern wir reden im Team auch über das Erlebnis – das heißt, ob und wie die Mitarbeiter durch den Termin in ihrer persönlichen und fachlichen Entwicklung ein Stück weitergekommen sind. 

Meist zählen die Fakten

Den Begriff Briefing kennt heute jeder, aber nicht alle können sich sofort etwas unter dem Begriff Debriefing vorstellen. Doch Nachbesprechung, Feedback oder Manöverkritik praktizieren Sie bestimmt auch längst in Ihrem Unternehmen.

Nach meiner Erfahrung geht es in den meisten Unternehmen aber in den Vor- und Nachbesprechungen vor allem darum, einen Termin inhaltlich vorzubereiten. Da zählen Fakten. Vorher geht es vor allem um die Fragen „Was wollen wir erreichen?“ und „Wie wollen wir das erreichen“, hinterher um „Was haben wir erreicht?“ und „Was sind die nächsten Maßnahmen?“

Was möchte ich mitnehmen?

Wir stellen uns solche Fragen auch, aber darum geht es mir heute nicht. Die Art von Briefing und Debriefing, von der ich Ihnen erzählen will, wird seltener praktiziert. 

Im Fokus eines Entwicklungs-(De-)Briefings steht die Frage: „Was möchte ich persönlich für meine Weiterentwicklung von diesem Termin mitnehmen?“ 

Das ist nichts, was ich hinterher so einfach konkret nachprüfen und abhaken kann, sondern entscheidender ist, wie ich mich bei dem Termin gefühlt habe. Statt einer rein rationalen Betrachtung hat diese Fragestellung eine emotionalere, weichere Komponente.  

Besserer Support

Wie kann das ablaufen? Nehmen wir zum Beispiel mal an, Sie und ich haben morgen gemeinsam einen Kundentermin. Ich würde Ihnen vorher vielleicht sagen, dass ich da einfach ruhiger bleiben möchte, wenn der Kunde Kritik äußert, und Sie sagen mir Ihr persönliches Entwicklungsziel. 

Manche sagen dann zum Beispiel, sie möchten sich offensiver an der Diskussion beteiligen. Andere wollen sicherer präsentieren. Das können 1000 verschiedene Sachen sein, die gar nicht auf den Kunden zielen oder auf das Produkt, das wir da präsentieren, sondern auf die persönliche Entwicklung jedes Einzelnen.

Wir beide gehen dann in den Termin rein mit dem Wissen, was der andere sich außer den inhaltlichen Zielen vorgenommen hat, und dann können wir uns dort auch gegenseitig supporten, etwa durch Blicke oder vorher abgesprochene Handzeichen oder ein bestimmtes Verhalten. 

Und hinterher können wir uns dann gegenseitig ein Feedback geben darüber, was wir im Hinblick auf das besprochene Ziel wahrgenommen haben. 

Mitarbeiter wachsen gemeinsam

Natürlich sprechen wir beim Debriefing dann auch über die Ergebnisse. Aber wir beschränken uns nicht darauf. Denn ich bin überzeugt, dass sich Erfolg immer aus Ergebnis und Erlebnis zusammensetzt. Also schauen wir auch auf die Erlebnisseite und fragen: „Wie hat sich das angefühlt? Habe ich mich durch den Termin persönlich ein Stück weiterentwickelt, konnte ich das, was ich mir im Briefing vorgenommen hatte, für mich auch wirklich erleben?“ 

Wenn Sie das regelmäßig machen, schärft das ungemein Ihre Antennen für Ihre eigene Entwicklung. Und natürlich auch die Ihrer Kollegen. Denn Sie können die fragen: „Wie habt ihr das erlebt, habe ich sicher gewirkt oder unsicher?“ 

Und dann können die anderen feedbacken, dass sie das super fanden, wie souverän Sie bei der heiklen Nachfrage reagiert haben. Das ist ein Feedback, das nicht im luftleeren Raum stattfindet und sich in einem allgemeinen „Du machst das immer super“ erschöpft. Weil jeder von jedem weiß, was er von diesem Termin haben wollte und ganz zielgerichtet darauf achten konnte. 

Entwickelt hat sich das aus dem KAAPKE Anspruch „Jeden Tag zusammen wachsen“. Wir haben uns gefragt, wie wir uns dabei gegenseitig unterstützen können. Das Unternehmen als Ganzes kommt ja nur voran, wenn jeder einzelne vorankommt, und das Trainingspotenzial dafür haben wir auch im normalen Arbeitsalltag und im eigenen Team. 

Bessere Mitarbeiter – bessere Unternehmen

Wenn ich anderen Unternehmern davon erzähle, dann höre ich schon mal Nachfragen. Zum Beispiel wegen des Zeitaufwandes – der aber, so meine Antwort, viel weniger Kosten verursacht als jede Fortbildung. Oder ob man für solche Entwicklungsfragen nicht professionelle Berater benötige, und Mitarbeiter damit überfordert seien. Für mich hat sich aber in der Praxis gezeigt, das sich jeder gewinnbringend daran beteiligen kann, wenn er sich nur auf das Spiel einlässt. 

Zugegeben, neue Mitarbeiter sind oft erst einmal überrascht, dann aber total dankbar für das Feedback. Anfänglich sind manche von ihnen vielleicht gehemmt, den anderen ein Feedback zu geben. Da müssen wir sie schon mal motivieren, auch mit kritischen Dingen zu kommen, aber das spielt sich schnell ein.

Vielleicht denken Sie jetzt auch: „Das hört sich ja alles toll an, aber ist das letztlich nicht doch nur Gelaber? Ich kann mir nicht vorstellen, dass das sofort sichtbare Ergebnisse bringt …“  Stimmt, das bringt es tatsächlich nicht. Aber als Unternehmer dürfen wir auch durchaus mittel- und langfristig denken. Und wenn unsere Mitarbeiter nach und nach besser werden, wird auch das Unternehmen besser – und es wird im Übrigen auch noch anziehender für neue Mitarbeiter, die so etwas total attraktiv finden.  

Entwicklung ist genial

Übrigens funktioniert diese Art von (De-)Briefing nicht nur im Unternehmenskontext. Ich fahre meine zwei Töchter öfter zu Tennisturnieren, und da frage ich sie vor einem Spiel, was sie sich vornehmen wollen. Da geht es nicht um Gewinnen oder Verlieren, sondern  zum Beispiel um den Aufschlag oder die Rückhand.  

Ich animiere sie, da einfach mal etwas Neues auszuprobieren und darauf zu achten, wie sich das anfühlt. Als ich eine von ihnen neulich nach dem Spiel fragte, wie es gelaufen ist, war nicht wichtig, ob sie verloren oder wie oft sie den Aufschlag versemmelt hatte, sondern sie erzählte begeistert: „Ich habe heute ein paar mal die Handhaltung verändert, und dann habe ich den Ball mal ein bisschen höher geworfen, und das war echt super!“

Ja, Entwicklung zu fühlen macht Spaß. Als wir mit dem Auto nach Hause fuhren, hörten wir Groove Is in the Heart von Deee-Lite und freuten uns darüber …

Und worüber reden Sie im Briefing und De-Briefing? Nur über Ergebnisse oder auch über Erlebnisse? Schreiben Sie mir doch mal darüber. Aber vor allem: Sprechen Sie andere Unternehmer darauf an und tauschen sich mit ihnen darüber aus! 

 

Frohes schaffen
und keep on burning!

Timo Kaapke

Foto von Timo Kaapke

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