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Raus aus dem Unternehmen! – Kleine Auszeiten vom Tagesgeschäft.
08.04.2020
Timo Kaapke

Auszeiten von meinem Unternehmen nehme ich mir häufiger, ganz bewusst. Ich brauche diese kleinen Timeouts. Der Blickwechsel dabei hilft mir, aus der Ferne auf meinen Laden zu schauen. Ich sehe dann vieles durch einen neuen Blickwinkel und erkenne Dinge, die für mich drinnen unsichtbar bleiben. Anfang Februar, als Corona noch in chinesischer Ferne zu liegen schien, war ich deswegen zum Beispiel auf Mallorca. Meine Schwester kommentierte das wie immer liebevoll ironisch mit den Worten: „Ja, ja, Mallorca. Is’ klar. Du gönnst dir mal wieder was“. Und ein befreundeter Unternehmer gab mir mit: „5 Tage Mallorca? Das würde ich auch gerne mal können“. Und ich fragte nur zurück: „Ja, und warum tun Sie’s denn nicht?“.

Mein Unternehmen von außen

Bei lockerem 135er Puls joggte ich also durchs mallorquinische Andratx. Zwanzig Grad, eine milde Brise im Gesicht, gute dünne Luft in der Nase, Kopfhörer in den Ohren, Spotify spielte die EaglesTake It Easy. Es war irgendwie heller hier, und es roch nach Blüten und Meer. Echt cool, woanders zu sein.

Es müssen gar nicht immer gleich mehrere Tage am Stück sein wie in diesem Fall. Manchmal reicht auch schon ein Nachmittag Tauchen im See oder für eine Stunde raus in den Wald zum Laufen. Manchmal darf es weiter weg sein, so wie nach Mallorca. Oder noch weiter weg nach Venice Beach, Kalifornien, wo ich es liebe, den Ocean-Front-Walk mit dem Rad entlang zu fahren. Egal wie weit es weg ist oder was ich da mache: Es geht immer um das Gleiche. Von außen betrachtet sehen mein Unternehmen und alles, was damit zu tun hat, ganz anders aus.

Angekommen in Port Andratx joggte ich an dem Boot mit dem blauen Fischernetz vorbei, und mir schoß wieder die fast entrüstete Antwort des befreundeten Unternehmers durch den Kopf: „Ich kann doch hier nicht raus aus meinem Unternehmen!“ Eigentlich hätte ich ihm antworten sollen: „Doch! – Du musst es sogar! Das ist doch dein wahrer Job als Unternehmer.“

Unverantwortlich?

Was ich ihm nicht gesagt, aber gedacht hatte: „Es ist sogar deine Verantwortung, dass du mal rausgehst.“

Verantwortung? Ich kann mir vorstellen, dass viele von Ihnen jetzt denken: „Moment mal – es ist doch genau umgekehrt. Als Unternehmer habe ich die Verantwortung, im Unternehmen zu sein. Rausgehen ist doch unverantwortlich!“

Nö. Ich sehe das anders.

Gerade, weil ich doch die Verantwortung habe, muss ich raus, muss ich mir Blickwechsel ermöglichen. Die gönne ich mir nicht, die sind unerlässlicher Teil meines wahren Jobs.

Dem Unternehmen was Gutes bringen

Als Unternehmer ist es meine zentrale Aufgabe, am Unternehmen zu arbeiten. Neue Chancen zu erkennen, Dinge zu kombinieren, die Zukunft meines Unternehmens positiv beeinflussen. Und was heißt das konkret? Für mich: Ideen entwickeln, die meinen Kunden, meinen Mitarbeitern, meinem Unternehmen auch zukünftig was richtig Gutes bringen. Zukunft denken.

Wissen Sie was: Das ist echt kreative Arbeit. Aber die braucht Inspiration. Und die gibt’s nicht einfach so um die Ecke als Geschenk verpackt, auf einem Silbertablett serviert. Die muss ich mir als Unternehmer erarbeiten.Wenn Sie mich fragen: Das ist keine Kür. Das ist Pflicht. Meine Pflicht als Unternehmer.

Einmal Inspiration zum Mitnehmen, bitte?!

Meine Erfahrung ist: Das bekommen Sie in Ihrem Unternehmen nicht hin.Es ist wichtig, dass Sie sich Settings bauen, die es Ihnen ermöglichen, Inspiration zu erfahren. So können Ideen entstehen, die Ihr Unternehmen zukünftig weiterbringen. Das ist Ihr Job. Das ist der Job von uns Unternehmern.

Und dazu brauchen Sie Blickwechsel, die es Ihnen ermöglichen, das Ganze als Ganzes zu sehen. Anders. Mit Abstand. Und wissen Sie was für diesen Abstand im Kopf brauchen? Echten Abstand. Wenn Sie immer nur im eigenen Saft schmoren, werden Sie Ihrer Verantwortung als Unternehmer nicht gerecht.

Als ich in Port Andratx meinen Lauf stoppte, auf’s spiegelglatte Mittelmeer blickte und die endlose Weite und den Weitblick genoß, beschloss ich: „Ich werde jetzt einen Blog starten. Auch das Schreiben dafür wird für mich eine kleine Auszeit sein, ein kurzer Blickwechsel.“ Und während die Sonne meinen Nacken wärmte und mein Puls gerade wieder runterfuhr, dachte ich: „Was für eine geile Idee und tolle Perspektive. Da freu‘ ich mich drauf!“ Und frisch geduscht saß ich schon kurz darauf auf der Terrasse meines Hotels und tippte die ersten Zeilen für diesen (meinen ersten) Blogbeitrag in mein MacBook.

Bereit?

Nun, gut zwei Monate später, sitze ich in meinem Arbeitszimmer in häuslicher Quarantäne, schreibe den Beitrag zu Ende und starte damit meinen Blog. Ich wünsche auch Ihnen, dass Sie sich als Unternehmer Auszeiten von Ihrem Unternehmen nehmen. Gedanklich, und wenn es die Virenlage zulässt, auch wieder räumlich. Ein paar Wochen, Tage, oder auch Stunden. Vielleicht finden Sie im Moment auch nur für einige Minuten in meinen Blogbeiträgen einen Blickwechsel.

Also, wie wär‘s: Treffen wir uns beim nächsten Blogbeitrag wieder?

Frohes schaffen
und keep on burning!

Timo Kaapke

Foto von Timo Kaapke

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