Als ich mir Nadals Abschiedsworte im Video anschaute, war ich im ersten Moment einfach traurig. Klar, als Tennisfan hatte ich eigentlich schon früher mit seinem Rücktritt gerechnet. Nun aber war es also endgültig so weit, in einem Profi-Match würde ich ihn nie wieder sehen. Zugleich dachte ich: Er macht es genau richtig, das war jetzt die Zeit dafür.
Als ich das Video sah, fiel mir auch wieder ein, wie ich zum ersten Mal auf ihn aufmerksam geworden war. Es muss so um 2016 gewesen sein, da gab es ein Familientreffen, und mein Patenkind, der selbst Tennis spielte und Nadal-Fan war, durfte sich ein Match bei Eurosport anschauen.
Irgendwann blieb auch ich dann vorm Fernseher kleben. Ich weiß gar nicht mehr, gegen wen das Match ging, aber ich hatte tatsächlich noch nie jemanden so Tennis spielen gesehen. Die Art, wie er lief, sein Topspin mit der für ihn so typischen Helikopter-Bewegung – ich saß vorm Fernseher und dachte nur: Was zum Geier ist das denn?
Ich behielt ihn im Auge und sah mir viele seiner Matches im Fernsehen an. Ich war begeistert davon, dass er keine Allüren zu haben schien, sondern eher so wie der Typ von nebenan wirkte, dass er eine große Spielfreude ausstrahlte und immer wieder über seine eigenen Schmerzgrenzen zu gehen bereit war.
Was ich auch faszinierend fand, war dass er das Tennis auch ein Stück weit revolutioniert hat, mit dem bereits erwähnten Topspin und überhaupt mit seiner ganz eigenen Nadal-Technik. Zudem hat er dem Spiel einen ganz anderen Speed und viel mehr Athletik eingehaucht.
Nicht zuletzt fand ich es absolut bemerkenswert, dass ihm, wie man sich erzählt, sein Onkel Toni Nadal, der ihn förderte und trainierte, das Spiel mit der linken Hand beigebracht hatte, weil er damit einen Riesenvorteil gegenüber den zumeist rechtshändig spielenden Konkurrenten erzielen konnte – ob wohl er selbst eigentlich auch Rechtshänder war.