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Understatement im Mittelstand: Warum wir mehr Selbstbewusstsein brauchen.
28.08.2020
Timo Kaapke

Meine Leidenschaft für den Mittelstand kommt aus meiner Kindheit. Da war ich beeindruckt von den tollen Prospekten, die mein Vater für mittelständische Firmen druckte. Wow – das sah alles total bunt und faszinierend aus! Die Mittelständler aber, die ich kennenlernte, beeindruckten mich weniger, sie sahen nicht so aus, wie ich mir Unternehmer vorstellte. Die waren eher so nette Nachbarstypen.

Das war die typische Zurückhaltung der Unternehmer im Mittelstand, die ich sympathisch fand und immer noch finde. Jahre später stellte ich mir aber mehr und mehr die Frage: Wenn die sich alle so zurückhaltend präsentieren – führt das nicht auch dazu, dass sich ihre Unternehmen unter Wert verkaufen?

Begeisterung für den Mittelstand

Die Druckerei meines Vaters war direkt bei uns am Wohnhaus. Ich musste nur durch eine Türe gehen, und eine andere Welt öffnete sich: Die Riesendruckmaschinen dröhnten, die Mitarbeiter liefen geschäftig herum, da waren die Paletten mit den gedruckten Prospekten, deren Geruch ich immer noch in der Nase habe.

Ich nahm mir dann oft von den Paletten einen Bogen und schaute ihn mir ehrfürchtig an. Der Gang durch den Drucksaal war für mich immer ein bißchen wie die Sendung mit der Maus.

Bei meinem Vater spürte ich die hohe Wertschätzung für seine Kunden. Sie sollten immer „mehr als auf der Rechnung steht“ bekommen: Freundlichkeit, perfekten Service, fachliche Kompetenz – und Zuverlässigkeit. Diese typischen mittelständischen Werte und Qualitäten und die Eindrücke aus dem Drucksaal prägten meine Begeisterung für den Mittelstand.

Die wurde nur dadurch getrübt, dass ich den Unternehmern, die ab und zu zur Druckabnahme vorbeikamen, nicht ansehen konnte, dass sie 50 oder 100 oder noch mehr Millionen Umsatz machten oder Marktführer in ihrem Segment waren. Die sahen ganz bodenständig aus. Ich als Teenager war irgendwie fast etwas enttäuscht, sah ich doch in ihnen etwas viel größeres.

„Was sollen die Leute denken?“

Vor einiger Zeit fiel mir zuhause so ein bunter Prospekt in die Hände. Er roch so wie die damals in der Druckerei meines Vaters, und ich gönnte mir eine kleine sentimentale Pause. Ich blätterte und schnupperte ein wenig im Prospekt, schaltete Don’t Stop Me Now von Queen an und dachte an das, was ich als Kind empfunden hatte.

Das Understatement von uns mittelständischen Unternehmern konnte ich nun besser verstehen. Ich hatte gelernt, dass das zu unserer DNA gehört und ein Stück unserer Stärke ausmacht. Die meisten von ihnen machen eben nicht irgendeinen Job, die führen ihr Unternehmen mit Leidenschaft, und daraus entstehen kreative und innovative Dinge. Die machen das nicht, um sich darzustellen, so wie manche Konzernlenker, oder solche, die den Job nur machen, um nächstes Jahr den nächsthöheren zu ergattern.

In der Zurückhaltung der Mittelständler schwingt ihre große Sorge mit, als eitel und arrogant angesehen zu werden. Und deswegen zügeln sie sich bewusst, um noch bescheidener zu wirken als sie tatsächlich sind. Immer mit dem Blick auf die Frage: „Was sollen die Leute denken?“

Als ich mit dem Prospekt in der Hand darüber nachdachte, wurde mir bewusst, wie sehr ich das mag und dass ich mich selbst lange gemäß dieser Mittelständler-DNA verhalten hatte – und mir keinen Firmenwagen erlaubte, der mir so richtig Spaß machte. Als ich mir dann endlich den Traum erfüllte, da machte ich erstaunt die Erfahrung, dass das nicht negativ ankam und dass viele mir sogar zeigten, wie sehr sie mir das gönnten.

Willkommen im Mittelstand

Wenn die Zurückhaltung der mittelständischen Unternehmer für mich auch vertraut und einnehmend ist, dachte ich nun, so steckt doch mitunter  fehlendes Selbstbewusstsein dahinter – im eigentlichen Wortsinn: Viele Mittelständler sind sich ihrer selbst nicht genug bewusst. Ihrer spezifischen Stärken und Potenziale. Wenn sie es wären, wüssten sie, dass die Gefahr, arrogant zu wirken, immer in der Wahrnehmung der anderen liegt und weniger im eigenen Verhalten.

Wer aber immer auf Understatement geht, um in der Wahrnehmung der anderen nicht arrogant zu wirken, der lässt sich von den angenommenen Erwartungen der anderen führen und verkauft sich unter Wert. Auf Dauer unterdrückt er so seine Potenziale und damit auch seinen unternehmerischen Erfolg.

Das Understatement der Mittelständler führt dazu, dass sie oft in ihrer Arbeitsweise die großen Aktienunternehmen zu kopieren versuchen und ihre spezifische Stärke verkennen. Dass sie sich im Alltags-Klein-Klein verheddern und zu wenig als Unternehmer sichtbar werden. Und es führt oft sogar dazu, dass auch ihre Unternehmen zu viel Understatement an den Tag legen und ihre Leistungen zu wenig nach außen tragen.

Klar: Jeder hat seinen eigenen Stil, seine eigene Tonalität, das muss zur Person und auch zum Unternehmen passen. Das ist kein Plädoyer dafür, dass alle Mittelständler jetzt einen auf dicke Hose machen. Wer will, soll das ruhig tun. Und wenn einer es eine Nummer dezenter mag: auch okay. Und wer selbst lieber in den Hintergrund tritt und dafür sein Unternehmen leuchten lässt: Na klar, warum nicht?

Das Ganze ist ein Spannungsfeld: Zwischen dem sympathischen Understatement auf der einen Seite und der selbstbewussten Positionierung auf der anderen. Irgendwo da zwischen den beiden Polen kann jeder Unternehmer und jedes Unternehmen seine Mitte finden – willkommen im Mittelstand!

Das ist auch gut so!

Freddy Mercury war verstummt. Ich legte den Prospekt zur Seite, stand auf und schaute aus dem Fenster. Ich dachte einmal mehr: Die Lebensqualität in unserem Land hängt maßgeblich von mittelständischen Betrieben ab. Und deren Erfolg wird wiederum stark von den Unternehmerpersönlichkeiten beeinflusst.

Deswegen, so dachte ich, sollten wir Unternehmer im Mittelstand unsere Zurückhaltung ablegen und selbstbewusster – uns selbst bewusster – agieren. Auf jeden Fall mit unseren Unternehmen, und darüber hinaus auch selbst als Unternehmer. Und plötzlich musste ich lachen, denn mir fiel der dazu passende Spruch ein:

Ich bin mittelständischer Unternehmer – und das ist auch gut so!

Frohes schaffen
und keep on burning!

Timo Kaapke

Foto von Timo Kaapke

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