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Unternehmer mit doppeltem Abstand: Was der Lockdown mit unserem Job zu tun hat.
06.03.2021
Timo Kaapke

Der Dauer-Lockdown macht was mit allen, auch mit uns Unternehmern. Mir geht er immer mehr auf den Senkel, und ganz besonders fehlt mir die informelle Begegnung mit meinen Mitarbeitern auf den Fluren des KAAPKEHAUS.

Dabei ist Abstand ja für mich kein neues Thema. Wie oft habe ich schon darüber geschrieben, dass gerade wir mittelständischen Unternehmer mehr „am Unternehmen“ statt „im Unternehmen“ arbeiten sollten, und dazu gehört nun mal Distanz zum Tagesgeschäft.

Aber jetzt ist der Corona-Sicherheitsabstand dazugekommen, das ist doppelter Abstand, und der ist auf Dauer echt schwer auszuhalten.

Entzugserscheinungen

Dass ich nicht alleine darunter leide, merke ich auch im Gespräch mit meinen Töchtern beim Abendessen. Wenn ich sie da in diesen Wochen frage, was sie sich am meisten wünschen, dann sagen sie so Sachen wie „Ich würde so gerne mal wieder meine Freundin umarmen“ oder „Es wäre schön, wenn meine Freundin bei mir übernachten könnte.“

Sie tun mir echt leid, und ich merke, dass es mir ähnlich geht. Neulich hörte ich beim Schneeschippen I want you back von den Jackson 5, und der Song machte mir bewusst, dass ich richtige Entzugserscheinungen habe. Ich vermisse meine Mitarbeiter – und ich merke, dass auch ihnen die persönlichen Begegnungen fehlen.

Da geht es gar nicht um die eigentliche Arbeit. Es geht um Emotionen, und die sind das Herzstück jedes Unternehmens. Weil mich der Abstand so nervt, verstärke ich die Kommunikation mit Zoom, Telefonaten oder Mails – das ersetzt nicht den direkten Kontakt, aber es ist besser als nichts.

Ich finde es wichtig, dass wir mittelständischen Unternehmer gerade jetzt in dieser Zeit kreativ werden, um den sozialen und emotionalen Abstand zu kompensieren. Wir müssen dabei nur auf eines aufpassen: dass wir den unternehmerischen Abstand weiter erhalten – oder erst schaffen –, der so wichtig ist für unser Unternehmersein.

Zweierlei Abstand

Diese beiden Formen von Abstand sollten wir nicht miteinander verwechseln. Die Social Distance ist dem Virus geschuldet, die haben wir uns nicht ausgesucht, und sie ist ein echtes Hindernis für das, was ein Unternehmen im Kern ausmacht.

Denn egal in welchem Markt unsere Unternehmen agieren, egal ob sie groß oder klein sind – systemisch betrachtet ist ein Unternehmen immer die Summe der Kommunikation zwischen den Menschen, die dort agieren. Und für diese Kommunikation ist Social Distancing ein echtes Gift.

Dem steht die unternehmerische Distanz gegenüber. In sie geraten wir automatisch, sobald wir beginnen, uns von der Manager- und Fachkraft-Rolle zu lösen, die die meisten von uns so lieben und in die wir unwillkürlich und unbewusst immer wieder hineinrutschen. Und sobald wir stattdessen verstärkt in die Unternehmer-Rolle gehen, können wir so erst unseren eigentlichen Job machen.

Unternehmerischer Abstand bedeutet nicht, dass wir auf Distanz zu unseren Mitarbeitern gehen, sondern es geht dabei um die Distanz zum Tagesgeschäft. Die fällt uns so schwer, weil wir wie alle Menschen Anerkennung und Wertschätzung brauchen. Und die bekommen wir nun mal am schnellsten, wenn wir als Manager oder Fachkraft mit Kunden oder auch mit dem Mitarbeiter-Team über ein Projekt verbunden sind. Daraus ziehen wir unbewusst Anerkennung und Wertschätzung.

Wenn wir dieser Versuchung aber widerstehen und uns da rausziehen, dann tun wir etwas Gutes für uns, weil wir aus dem Hamsterrad rauskommen, und auch für das Unternehmen und für alle Mitarbeiter, denen dadurch neue Freiräume entstehen.

Ein Geschenk für Unternehmer

Wenn Ihnen also wie mir in diesen Tagen der ständige Abstand auf die Nerven geht, dann hilft es Ihnen vielleicht, sich die Ambivalenz dieses Zustandes bewusst zu machen: Corona schafft gerade mehr Abstand, als uns lieb ist, aber es hilft uns auch, endlich den unternehmerischen Abstand zu erproben, der Teil unseres Jobs ist und den die meisten von uns zwischenzeitlich etwas verloren hatten.

Es leiden übrigens auch gar nicht alle Unternehmer gleich unter dem sozialen Abstand. Vielen geht es so wie mir und sie erzählen, sie würden gerne mal wieder mit den Mitarbeitern einen trinken gehen, oder dass sie die Weihnachtsfeier vermisst haben. Aber es gibt auch die, die von Natur aus distanzierter und introvertierter sind und ganz froh, dass sie diese sozialen Verpflichtungen gerade nicht haben und bei den Mitarbeitern mal nicht den Kommunikator geben müssen.

Ich finde es völlig okay, wenn denen die jetzige Situation das überhaupt erst mal bewusst macht und sie sich auf eine Art spüren, wie sie das sonst nicht tun. Die können sich überlegen, was sie aus dieser Erfahrung für die Zeit nach Corona machen können, genauso wie die, denen bewusst wird, wie sehr sie die soziale Nähe brauchen. Corona macht allen nicht nur Ärger, sondern auch ein Angebot, und deswegen ist es so wichtig, dass wir uns von der Krise nicht unterkriegen lassen, sondern allen Widrigkeiten zum Trotz unser unternehmerisches Ding jetzt durchziehen.

Es geht nämlich nicht um die Frage, was Corona mit uns macht, sondern darum, was wir aus der Krise machen und aus den Fragen, die sie uns präsentiert. Das erzeugt nicht nur Arbeit am Unternehmen, sondern auch an uns selbst, und das alleine ist schon Grund genug, sich dieser Herausforderung entschlossen zu stellen.

Ich zieh das durch!

Mir fällt dazu eine Situation ein aus der Zeit vor rund 20 Jahren, als ich mein Unternehmen gründete. Ich hatte in Cloppenburg ein Büro in einem Neubau zum Bezug im März gemietet, und ich werde nie vergessen, wie ich kurz vor Weihnachten mit meinem Vater den Rohbau besichtigte.

Zwei Wochen vorher hatte er eine Krebsdiagnose erhalten. Wir wussten alle nicht, wie das laufen sollte, ich würde in der nächsten Zeit wohl auch seine Druckerei mit leiten müssen, also gleich zwei Unternehmen an der Backe haben. Und ich sagte zu ihm: „Du Papa, noch kann ich den Mietvertrag kündigen! Ich weiß nicht, ob ich das schaffe.“ Und mein Vater stand vor mir, grau vor Krankheit, mit einem Schlapphut, den er tief ins Gesicht gezogen hatte, und sagte mit fester Stimme: „Du Timo, komm, wir ziehen das jetzt durch!“

Und so ähnlich fühle ich mich auch jetzt. Der Abstand zu meinen Mitarbeitern nervt, das ist alles großer Mist und wir wissen nicht, wie lang das alles noch dauert und wie es ausgeht. Aber ich zieh das jetzt durch! Weil ich weiß, dass das alles zu unserem Job, zu unserem Leben, zum Unternehmertum gehört: Da weißt du nie, ob du morgen pleite bist, du stehst immer mit einem Fuß im Grab, und es ist dennoch der geilste Job der Welt. Und Corona macht uns nur richtig bewusst, wie besonders dieser geile Job ist.

Und wie stellen Sie sich als Unternehmer dem doppelten Abstand durch Corona? Schreiben Sie mir doch mal oder rufen Sie mich an, lassen Sie uns mal darüber reden. Aber vor allem: Tauschen Sie sich mit anderen Unternehmern darüber aus!

 

Frohes schaffen
und keep on burning!

Timo Kaapke

Foto von Timo Kaapke

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