In den letzten knapp zwei Jahren habe ich viel Zeit in das Schreiben meines ersten Sachbuches über das Thema „Unternehmersein“ gesteckt. Nun ist es im Druck und soll Ende Mai herauskommen, ich kann es kaum erwarten. Aber als ich mir vor ein paar Tagen das bereits fertig gestaltete Cover noch einmal freudig anschaute, bekam ich einen Schrecken. Denn der Titel ist: „FROHES SCHAFFEN“. Ich saß da etwas erstarrt in meiner häuslichen Corona-Quarantäne, The Who spielten im Hintergrund Pinball Wizard, und auf einmal fragte ich mich: Traue ich mich wirklich, das Buch mit dem Titel in der aktuellen Situation zu veröffentlichen? Kann das nicht ganz schön zynisch rüberkommen?

Denn zugegeben, froh stimmt die momentane Situation erst einmal keinen. Weder den Mitarbeitern und Kunden meines Unternehmens, noch mich selbst. Ich spreche im Moment ständig mit Unternehmern, denen dieser kleine Mistkerl von Virus ihr Unternehmersein ganz schön schwer macht: Kurzarbeit, kollektives Homeoffice, drastische Umsatzeinbrüche, ungewisse Zukunftsperspektiven – da könnte manch einem mein „FROHES SCHAFFEN“ schon mal im Halse stecken bleiben. Ich könnte es durchaus verstehen, wenn die sich beim Blick auf den Titel des Buches ärgern: „Frohes Schaffen? Hallo, hier geht’s gerade ums nackte Überleben!!!“

Aber dann dachte ich mir auch: Moment mal. Was bis vor kurzem richtig war, muss ja jetzt nicht auf einmal falsch sein! Schließlich ist „FROHES SCHAFFEN“ für mich nicht nur ein oberflächlich flotter Titel oder Slogan, sondern Ausdruck meiner in Jahren gewachsenen Überzeugung.

Vor ca. zehn Jahren hatte ich mit Blick auf mein Unternehmersein das starke Gefühl gehabt, dass ich vom Pfad abgekommen war. Im Hamsterrad der operativen Arbeit hatte ich den klaren Blick für das verloren, was mir hätte Freude bringen sollen – ganz ohne Corona-Krise.

Diese Erkenntnis war ein ganz schöner Schock – ich hatte keine Ahnung, dass so etwas überhaupt passieren kann. Aber dann fand ich einen Weg zurück zur Freude.

Ich habe lange für mich daran gearbeitet, um herauszufinden, was sich an meinem Unternehmersein konkret falsch anfühlte und wie ich das ändern könnte. Und irgendwann habe ich mich an das erinnert, was ich vergessen hatte.

Mir war klar: Ich muss back to the roots. Mir bewusst machen, was mein Antrieb und Anspruch bei der Gründung meines Unternehmens war, warum und wozu ich überhaupt Unternehmer geworden bin.

Und damit ich meinen Anspruch nie mehr vergesse, entwickelte ich für mich einen Claim, der diesen auf den Punkt bringt. Er beinhaltet genau die Kombination, die ich mir mit meinem Unternehmen gestalten wollte – weil ich wusste, dass ich sie nirgends sonst würde finden können. Seither lautet mein Claim, mein Motto: FROHES SCHAFFEN! Und so war auch früh klar, dass das der Titel meines Buches sein musste.

Erst mit der Zeit ist mir dann noch klar geworden, dass der Claim nicht nur die richtige Antwort auf meine damalige Situation, sondern auch Ausdruck meiner familiären Verwurzelung ist: Das „Frohe“ steht für die Freude meiner Mutter, wenn sie als Lehrerin ihre Passion leben konnte. In dem „Schaffen“ steckt der Tatendrang und Gestaltungswille meines Vaters, der als Unternehmer immer ein Augenmerk darauf hatte, dass bei all dem Spaß auch etwas rumkommt. In meiner Unternehmer-DNA war die Kopplung von Erlebnis und Ergebnis, die sich in dem Claim ausdrückt, von Anfang an angelegt.

Und für mich steckt noch mehr darin. Je nachdem, wie ich die Groß- und Kleinschreibung handhabe, entdecken Sie darin auch den Sinn und den Zweck, den ich für mein Unternehmersein sehe: Frohes schaffen – frohes Schaffen!

Dieser Claim, der jetzt auch der Titel meines Buches wird, steht für meine Idee von Unternehmersein. Ich kann mich daran orientieren und Denken und Handeln damit abgleichen. Jeden Tag. Ganz einfach.

Er ist für mich Selbstführungsinstrument – vor Corona, und erst recht auch für diese schwierige Zeit. Er hilft mir, darauf zu achten, dass auch jetzt bei aller Maloche und bei allem Ernst der Lage, das „FROHE“ und der Optimismus nicht zu kurz kommen: Im nächsten Sparring mit einem mittelständischen Unternehmer oder Nachfolger. Oder im nächsten „Weekly“ mit coronaverunsicherten Mitarbeitern.

Mein Claim ist für mich wie ein in Post-it, der mich immer wieder an die Frage erinnert: Wie kann ich auch beim nächsten Mal beide Seiten der Erfolgsmedaille für mich – und im besten Falle auch für andere – realisieren? 

Dass mein schon bald erscheinendes Buch kein explizites Buch über Unternehmersein in Corona-Zeiten ist, muss eh jedem klar sein, denn ein Buch schreibt keiner in drei Wochen. Ja, ich hab‘ das Buch vor einem ganz anderen Kontext geschrieben und jetzt kommt Corona dazwischen. So ist das halt, die VUCA-Welt bringt auch Buchautoren in Struggle…

Aber gerade in so einer Krisensituation ist die Botschaft stimmiger denn je: Jetzt kommt es erst recht auf die richtige Einstellung zum Unternehmersein an. Ein Unternehmer, der nur lustlos seinen Job macht, hat schon in „normalen“ Zeiten wenig Aussicht auf Erfolg. Und einer, den nur die Angst vor der ungewissen Zukunft lähmt, wird zu keiner Zeit als Unternehmer wirklich erfolgreich sein können.

Und jetzt gilt erst recht: Unternehmersein bedeutet Abenteuerspaß, Gestaltungsfreude und Tatenlust – gerade in einer so ungewissen Situation. Denn VUCA gab es schon vor und wird es auch nach Corona geben. Wer spätestens jetzt in dieser Situation nicht in seine Unternehmerrolle bewusst gerne hineingeht, der wird es auch nach der Krise nicht einfacher haben.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen also auch gerade jetzt:

Frohes schaffen
und keep on burning!
Timo Kaapke