Markenführung ist Unternehmensführung: Warum Marke mehr kann, als Sie denken.
Wenn ich mit mittelständischen Unternehmern über Markenführung rede, verbinden das die meisten von ihnen zunächst mit Produkten. Und aus dem […]
18 04 2023 zum BeitragWenn ich über mein Unternehmersein nachdenke, dann fällt mir manchmal der bekannte Buchtitel des Philosophen Richard David Precht ein: „Wer bin ich, und wenn ja, wie viele?“ Die Frage passt zu meiner Vorstellung vom Unternehmersein deswegen so gut, weil sie ausdrückt, dass es nicht nur DEN Unternehmer in mir gibt, sondern dass in meinem Unternehmersein eigentlich mehrere verschiedene Ichs stecken.
Manche Unternehmer, mit denen ich in meinen Sparrings darüber spreche, finden das erstmal ein bisschen schräg. Doch schnell wird ihnen klar: Es geht darum, dass es eine Rollenvielfalt im Unternehmersein gibt, über die sich viele Unternehmer noch keine Gedanken gemacht haben.
Viele denken eher: „Ich bin Geschäftsführer oder Gesellschafter oder …” Das sind aber keine Rollen, sondern Positionen. Meine Botschaft ist: Unabhängig davon, welche der Positionen Sie als Unternehmer haben, Sie haben immer mindestens drei Rollen in sich – nämlich Unternehmer, Manager und Fachkraft. Diese Erkenntnis ist für viele Unternehmer ein großes Eldorado. Denn ihnen wird plötzlich klar: Egal, welche formale oder rechtliche Position sie in ihrer Firma innehaben – sie haben immer die Wahl, sich zu entscheiden, wie sie diesen Rollenmix für sich gestalten möchten!
Denn Unternehmersein ist allem voran eine Tätigkeit, die mit Gestaltung zu tun hat – aber eben nicht nur mit der des Unternehmens.Ich muss da immer an den coolen Song The Man in the Mirror von Michael Jackson denken. Da gibt es eine Textzeile, die heißt:
I'm starting with the man in the mirror
I'm asking him to change his ways
Gestaltung fängt nämlich auch immer bei mir als Unternehmer selbst an, sozusagen vor dem Spiegel. Das hat erstmal nichts mit meiner Firma zu tun, sondern nur mit mir. Mit der Entscheidung, wie viel Unternehmer, wie viel Manager, wie viel Fachkraft ich eigentlich sein möchte und mir auch zutraue.
Diese Entscheidung ist elementar. Das ist für mich wie das Fundament eines Hauses, und da gibt es nicht nur eine, sondern ganz viele Möglichkeiten. Ich bin nämlich weit entfernt davon, das dogmatisch zu sehen. Klar könnte ich auch sagen: „Jeder Unternehmer muss zu 100% Unternehmer sein und Manager und Fachkraft zu 0%.” Dafür müsste er halt eine Organisation bauen und Leute einstellen, die diese beiden anderen Rollen dann ausfüllen können. Und wenn sich ein Unternehmer dafür entscheidet, zu 100% in die Unternehmerrolle zu gehen, dann wird er das auch tun müssen, weil er sonst sein eigenes Ziel nicht erreichen wird.
Aber es gibt da eben nicht die eine Wahrheit. Ich kenne ganz viele Unternehmer, die möchten neben der Unternehmerrolle zu einem gewissen Teil die Manager- oder vielleicht sogar auch die Fachkraftrolle für sich aktivieren, einfach, weil sie da Spaß dran haben, weil sie das vielleicht besonders gut können, oder oder oder…
Und ich finde das völlig okay! Wichtig ist nur, dass Sie sich als Unternehmer Ihren ganz individuellen Rollenmix klarmachen. Meine Erfahrung ist, je bewusster Sie für sich klar haben, in welcher Rolle Sie wie aktiv sein wollen, desto leichter fällt es Ihnen, um diesen Rollenmix, um den „Man in the Mirror” herum eine Organisation zu bauen, die den individuellen Mix ermöglicht und das Geschäftsmodell Ihres Unternehmens erfolgreich umsetzen kann. Das ist dann IHR Unternehmen.
Ich habe mir vorgenommen, alle Unternehmer zu ermutigen, sich dieser Frage zu stellen. Damit verändert sich nicht wie auf Knopfdruck die Welt für Sie, aber die Beschäftigung mit der Frage gibt Ihnen unheimlich viel Klarheit, was SIE eigentlich wollen – und nicht, was Ihr Unternehmen will. Und dann fangen Sie an, das Unternehmen so zu gestalten. Das kann Jahre oder Jahrzehnte dauern – alles okay, aber es hält Sie on track.
Und wenn Sie Ihren Rollenmix klar haben und gestalten, dann hat das auch noch einen positiven Nebeneffekt: In Ihrem Unternehmen entstehen für die Rollen, die Sie selbst nicht mehr so ausfüllen wollen, Freiräume für Mitarbeiter, die sich da hinein entwickeln und dann viel selbstständiger mitdenken und mitmachen können.
Nun habe ich für mich selbst in meinem Unternehmersein nicht einen Prozentsatz festgelegt, der Unternehmertätigkeiten beinhaltet, und mir das fest in meinen Kalender eingebaut. Denn ich kann das gar nicht auf die Stunde und den Tag genau timen oder planen.
Aber ich habe schon sehr klar entschieden, wie ich diese drei Rollen für mich ausfüllen will. Ich kann und mag sie alle: Ich kann Unternehmer, ich kann auch Management und ich habe auch fachlich was anzubieten. Aber ich habe das für mich abgewogen und geklärt, in welchen Kontexten ich welche Rolle mehr oder weniger oder auch gar nicht mehr ausfülle.
Und das praktiziere ich in meinen Firmen sehr unterschiedlich und mache gegenüber meinen Mitarbeitern da auch kein Geheimnis draus, dass es diese drei Rollen für mich gibt. Und jeder von ihnen weiß auch, welche Rolle ich einnehmen will und welche nicht. Dann gibt es halt die Firma und den Unternehmensbereich, wo ich mich ausschließlich in der Unternehmerrolle entwickeln möchte, und dann gibt es einen Bereich, wo ich auch gerne noch fachkraftmäßig tätig sein möchte, und das weiß jeder.
Ich kann aus eigener Erfahrung sagen, es ist für mich sehr erleichternd, damit offen umzugehen. Dazu muss ich das aber natürlich für mich klar haben, ich kann da nicht irgendetwas erzählen. Je klarer ich habe, in welche Rollenkonstellation ich hinein will und je mehr Leute von meinem Team das auch wissen, desto besser können wir uns von Tag zu Tag gegenseitig daran erinnern. Uns mal auf die Schulter klopfen, wenn wir die Rollenkonstellation, die abgesprochen war, umgesetzt haben. Oder mir auch mal ein Feedback geben wie: „Du willst ja eigentlich in die neue Rollenkonstellation rein. Ich fand jetzt das Verhalten gerade da aber nicht so passend…“ Dann kann ich das beim nächsten Mal besser machen.
Das ist ein Trainingsfeld, für mich – und auch für Sie! Mit einem Ziel, das definiert ist von Ihrem Blick in den Spiegel, von Ihrer Vorstellung von Ihrem idealen Rollenmix. Egal welche Position sie fomal haben.
Wenn Sie das für sich klären, wissen Sie, wer Sie sind, wie viele Sie sind, und was Sie damit für sich, für Ihr Unternehmen und darüber hinaus bewirken können:
I'm starting with the man in the mirror
I'm asking him to change his ways
And no message could have been any clearer
If you want to make the world a better place
Take a look at yourself, and then make a change
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