Natürlich freue ich mich über das „Unternehmer-Gen“ in meinen Töchtern. Aber das Ganze hat für mich noch eine andere Bedeutung: Handschriftliche Post steht für mich exemplarisch für Dinge, die mal selbstverständlich waren und ein wenig aus der Mode gekommen sind. Aber in Zeiten, in denen wir unsere sozialen Kontakte derart reduzieren müssen, gewinnen sie wieder eine ganz neue Bedeutung. Wir empfinden für sie neue Wertschätzung, und wir können damit unsere Wertschätzung für unsere Mitmenschen emotionaler ausdrücken als in jeder digitalen Schmalspurkommunikation.
Diese neue Wertschätzung für alte Selbstverständlichkeiten hat für mich ganz viel mit dem „FROHES“ in meinem „FROHES SCHAFFEN“ zu tun. Denn ich weigere mich standhaft, angesichts der Krise auf die Emotionen in unserem Geschäft und in unserem Miteinander zu verzichten. Wenn wir jetzt denken „Augen zu und durch, jetzt zählt nur noch der Blick auf das Ergebnis, ums Erlebnis kümmern wir uns wieder in besseren Zeiten“, dann machen wir einen schweren Fehler.
Denn die Gefahr ist jetzt noch mehr als sonst, dass wir unseren Job nur rational gut machen, aber nicht emotional. Unsere Mitarbeiter, unsere Kunden und unsere Lieferanten brauchen gerade jetzt Anerkennung und Wertschätzung.
Und wir Unternehmer auch: Ich jedenfalls habe in der Zeit des Homeoffice eine richtige Sehnsucht nach meinen Leuten entwickelt. Ich merke jetzt erst so richtig, wie sie mir fehlen. Nicht wegen der Arbeit, es geht um Emotionen, um unsere Beziehungen, ums gefühlte Miteinander.
Und deswegen machen wir im Moment nicht weniger, sondern mehr Kommunikation. Gezwungenermaßen hauptsächlich digital, aber wenn schon, denn schon: Wir kommunizieren, was das Zeug hält, machen „Überkommunikation“. Ich rufe Mitarbeiter an, einfach nur um zu fragen, wie es Ihnen geht. Mit dem Leitungsteam haben wir jetzt jeden Tag ein „Daily“ von 15-30 Minuten, sonst war das im Schnitt zweimal im Monat. Einmal pro Woche kommuniziert die ganze Crew von über 30 Leuten im „Huddle“ miteinander, das passiert sonst einmal im Monat.
Und es gibt dabei interessante Nebeneffekte: die Treffen fallen nicht aus, sie sind immer pünktlich. Das ist eine der neuen Selbstverständlichkeiten, wie auch ein paar Rituale, die wir für die Besprechungen eingeführt haben: Die Beschreibung des eigenen emotionalen Befindens in einem Wort zu Beginn, die Danksagung von jedem an irgendjemanden in oder außerhalb unserer Firma und die Möglichkeit des Teilens einer persönlichen Erfolgsstory am Ende – möge sie noch so klein erscheinen.
Mir sind diese Meetings wichtiger denn je. Und ich merke an den Reaktionen der Mitarbeiter, dass ihnen die persönliche Begegnung, der direkte Kontakt, die alten Selbstverständlichkeiten genauso fehlen wie mir.