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Homeoffice ist nicht zu Hause: Corona und die neue familiäre Nähe.
04.12.2020
Timo Kaapke

Seit Ausbruch von Corona habe ich sehr viel im Homeoffice gearbeitet. Und ich bin auch mehr zu Hause bei meiner Familie gewesen: zu allen Mahlzeiten, abends, am Wochenende. Wenn Sie mich fragen, was ich davon erhalten möchte, wenn der ganze Virus-Spuk irgendwann mal vorbei sein wird, dann ist die Antwort zwiespältig: Auf Homeoffice kann ich gut verzichten. Aber mehr zu Hause und mit meiner Familie zusammen zu sein: Das will ich sehr gerne auch in Zukunft.

Denn das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Homeoffice und familiäre Nähe stehen sich sogar eher gegenseitig im Wege. Corona hat mir dabei geholfen, meine Rolle als Familienmensch wieder intensiver auszufüllen – und sie zugleich strikter als bisher von meiner Rolle als Unternehmer zu unterscheiden.

Neues Familienfeeling

Nun ist es natürlich nicht so, dass ich mir vor Corona keine Zeit für die Familie genommen hätte. Ich bin ein Familienmensch, eine Mahlzeit pro Tag hatten wir immer schon gemeinsam, und an den Wochenenden haben wir viel zusammen unternommen, sind zu Freunden und Verwandten gefahren. Aber nun hat sich unser Radius am Wochenende reduziert, es gibt abends keine Clubveranstaltungen und Netzwerktreffen mehr, viele Aufgaben sind weggefallen oder in den Hintergrund getreten. Ich habe mich noch mehr als bisher schon aus der Manager- und Fachkraftrolle herausgezogen, und auch dadurch ist zusätzliche Zeit frei geworden.

Zugegeben, einen Teil der neu gewonnen Zeit habe ich in meiner Unternehmerrolle fürs Unternehmen eingesetzt, aber einen anderen Teil davon nutze ich verstärkt für die Familie. Ich bediene meine Familienrollen mehr denn je. Wir essen jetzt drei Mahlzeiten am Tag zusammen, ich frage Englisch-Vokabeln ab, und wenn meine zwei Töchter mal ein Problem oder ein Wehwehchen haben, kommen sie nun öfter auch mal zu mir statt wie bisher überwiegend zu meiner Frau.

Und zweimal die Woche spielen wir nun alle vier zusammen Tennis und haben viel Spaß dabei – das hatten wir schon lange vor, aber erst jetzt in der Krisenzeit haben wir endlich den Dreh gekriegt und die Idee umgesetzt.

Für uns alle ist das ein ganz neues und starkes Familienfeeling, und ich genieße es sehr. Wenn meine Töchter zu mir sagen: „Das war ein wunderschöner Nachmittag, das hatten wir lange nicht, machen wir das bald mal wieder?“, dann spüre ich, dass ich aus der verstärkten familiären Nähe  durch Social Distance auch viel Kraft und Motivation für meine Arbeit ziehen kann.  

Rollenmix statt Entweder-oder

Manchmal packt mich in meiner Family-Time auch das schlechte Gewissen und ich denke, ich müsste jetzt arbeiten, denn schließlich bedeutet Corona ja nicht Urlaub. Zugleich merke ich aber auch, dass ich die vielen – meist ja auch in den späten Abendstunden liegenden – Arbeitstermine nicht vermisse und auf sie auch in einer Nach-Coronazeit gut verzichten könnte. Wie viele der Termine, die jetzt ausfallen, brauche ich eigentlich? Jedenfalls bestimmt nicht so viele, wie es vorher waren.

Und unabhängig von Corona, so sage ich mir dann, müssen doch gerade wir mittelständischen Familienunternehmer eine gute Kombination von Unternehmer- und Familienvaterrolle hinbekommen können – ohne ständiges Entweder-oder. Wer, wenn nicht wir, sollte es schaffen, diesen verbesserten Rollenmix, den Corona ermöglicht hat, auch in die Zukunft hinüber zu retten und daraus Vorteile für die Familie und das Unternehmen zu schöpfen?

Homeoffice ist Arbeit

Auf den ersten Blick könnte es so aussehen, als hinge die verstärkte Familiennähe auch damit zusammen, dass ich in den ersten Corona-Monaten im Homeoffice gearbeitet habe. Aber so ist es nicht. Einerseits hat meine ständige Anwesenheit zu Hause schon auch etwas Positives mit der Familie gemacht, wir haben uns mehr wahrgenommen. Aber das war nicht immer nur schön, sondern hat auch manchmal genervt, weil es im Homeoffice nun mal um die Arbeit und eben nicht um die Familie geht.

Ich habe gemerkt: Es hat schon seinen Sinn, dass die Kontexte Familie und Arbeit normalerweise durch unterschiedliche Orte definiert sind. Im Homeoffice sind diese beiden Kontexte und die unterschiedlichen Rollen, die ich darin einnehme, permanent in Gefahr, zu verschwimmen und sich zu überlagern. Das bedeutet Stress und Missverständnisse und Unklarheit für alle Beteiligten. Zu Hause ist zu Hause, und Homeoffice ist Homeoffice, und so wie es wichtig ist, dass wir alle uns immer wieder unsere unterschiedlichen Rollen und Kontexte klarmachen, in denen wir agieren, so gilt das auch für die Orte, an denen wir das tun.

Unterschiedliche Spielfelder

Das Spannungsfeld, in dem wir als Unternehmer ständig stehen, ist: Wir sind zu Hause Familienmensch und in der Firma Unternehmer. Aber sind wir das wirklich? Oder sind wir nicht oft auch zu Hause die Unternehmer, die wir im beruflichen Kontext sind? Es ist gar nicht so einfach, die Rollen wirklich virtuos und situativ zu wechseln. Die Gefahr ist groß, gedanklich immer bei der einen Rolle zu bleiben – der des Unternehmers.

Erst wenn wir uns Klarheit über das alles verschafft haben und es im Kopf auseinanderhalten, können wir anfangen, über den richtigen Mix nachzudenken. Und dafür sorgen, dass unsere unterschiedlichen Rollen und Kontexte und Orte in die richtige, zu uns ganz individuell passende Balance kommen.

Mir hilft es, wenn ich mir Unternehmen und Familie jeweils als Spielfelder vorstelle: Das „Spiel“, das auf dem beruflich-unternehmerischen Feld gespielt wird, unterscheidet sich erheblich von dem, das auf dem Feld Familie betrieben wird. Das eine ist nicht schlechter oder besser als das andere, aber je nach Spiel bringen wir nicht nur andere Fähigkeiten zum Einsatz, es sind auch unterschiedliche Motivationen gefragt, wir haben jeweils andere Möglichkeiten. Und je nach Begabung und Interessen haben wir auf das eine Spiel mehr Bock als auf das andere – es macht uns einfach mehr Spaß. Selbst wenn wir das andere Spielfeld auf keinen Fall missen wollen.

Abschied vom Homeoffice

Ich habe für mich in den letzten Monaten noch einmal verstärkt entdeckt, wie viel Bock ich auch auf das Familienspielfeld habe. Und ich habe durch Corona gemerkt, dass da zeitlich noch mehr gehen muss als ich bisher dachte. Aber vom Homeoffice bin ich wieder abgekommen – ich habe mir ja kurz vor Corona in Cloppenburg ein Studio eingerichtet, in dem ich Unternehmer zum Sparring empfange, und da mache ich auch meine Arbeit, z. B. diesen Blogtext schreiben, zu dem ich gerade passenderweise im Hintergrund We are family von Sister Sledge aufgedreht habe. Und ich freue mich darauf, nachher zu Hause wieder als Familienmensch und nicht als Homeofficer sein zu können.

Und wie ist Ihre Erfahrung mit Homeoffice und der Balance zwischen Familie und Unternehmen? Schreiben Sie mir doch mal über Ihren Rollenmix – und sprechen Sie andere Unternehmer an und tauschen sich mit ihnen darüber aus!

Frohes schaffen
und keep on burning!

Timo Kaapke

Foto von Timo Kaapke

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Kommentare
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Meikel Quindel schreibt:
Hallo Timo, ich hatte von Andreas (Ministry) den Tip bekommen, mich mal mit Dir auseinanderzusetzen und finde "nebenbei" sehr spannende Themen, die auch mich beschäftigen. Beispiel "Homeoffice". Dein Ansatz, Arbeit (im HO daheim) und Familie (daheim) möglichst auch im Kopf zu trennen und dies als zwei Rollen mit unterschiedlichen Zielen und Herausforderungen zu verstehen, ist sicher der richtige Weg. Der Genuss, nahezu die gesamte Zeit mit der Familie zu verbringen, ist verlockend, da auch ich ein Familienmensch bin. Die Arbeit wird jedoch oft nur "passend dazu oder nebenbei" gemacht. Die Qualität der Ergebnisse ist weiterhin hoch, jedoch reduziert sich dadurch das Unternehmerische und die Weiterentwicklung. Ein weiterer gewichtiger Grund dafür ist (neben der räumlichen Trennung HO/Familie) die notwendige schulische Unterstützung der Kinder während der Homeschooling-Phasen. Ein Thema, was mich sehr beschäftigt... Kinder im Lernprozess müssen durchgehend begleitet werden, das kann man nicht auf alle 2 Stunden für 15 Minuten reduzieren, weil sich das mit der Arbeit sonst schwer vereinbaren lässt. Hier hat sich seit dem ersten Lockdown (zu) wenig seitens Schulen/Kultusministerium getan. Den Kindern stumpf Aufgaben über verschiedenste analoge und digitale Wege zukommen zu lassen, die Organisation an die Kinder bzw. Eltern komplett abzugeben und die Kinder sich selbst beim Lernen zu überlassen ist enttäuschend. (Sicher stellt sich das nicht überall so dar. In meinem Fall und in meinem Umfeld jedoch leider schon.) Ich bin sehr gespannt, wie sich das auf die zukünftigen Unternehmer-Generationen auswirkt. Schließlich werden die Kinder bereits während der Schule zur Selbstorganisation quasi gezwungen und ich wünsche mir, dass gerade die vorherrschenden sichtbaren Unzulänglichkeiten die Kinder gut darauf vorbereitet, später viel kreativer und selbständiger zu denken, agil nach Lösungen zu suchen und damit dem Unternehmertun viel aufgeschlossener gegenüber zu stehen. So ist die Schule jetzt ungeplant (und ungewollt) in der Situation, den Schülern tatsächlich praktische Erfahrungen für das spätere Berufsleben mitzugeben, statt nur einem Lehrplan zu folgen, der leider selten auf die aktuelle und zukünftige Arbeitswelt ausgerichtet ist. Wenn aus diesem Dilemma dann vielleicht noch ein neues Schulfach entstehen würde, was sich viel intensiver mit Selbstorganisation, Digitalisierung und kreativer Arbeits- und Denkweise beschäftigt, würde ich dem Ganzen etwas positives abgewinnen können. Wenn zusätzlich auch noch die bürokratischen Hürden zum Abruf der Digitalisierungs-Gelder für die Schulen abgebaut wären, die Lehrer sich nicht mehr nur selbst digital schlauer machen müssen und verstanden wird, dass jede Schule einen eigenen Administrator haben muss, könnte aus dieser Krise wirklich etwas Neues entstehen... Ich danke Dir für die Inspiration mit Deinem Artikel.
16.12.2020
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