20 03 2021

Unternehmensnachfolge trotz Krise: Wie ein Traumkunde Generationen verbindet.

Unternehmensnachfolge in Corona-Zeiten? Vielleicht denken Sie, dass jetzt ein ungeeigneter Zeitpunkt dafür ist. Zugegeben: Inhaber übergeben ihr Unternehmen am liebsten, wenn es spitze dasteht, in einem Top-Zustand ist. Davon kann aber momentan in vielen Unternehmen keine Rede sein. Es fühlt sich einfach nicht so gut an, in der Krise die Nachfolge anzugehen, als einen Laden zu übergeben, der rund läuft.

Aber vor einigen Wochen hatte ich einen mittelständischen Unternehmer am Telefon, der dennoch jetzt mit seinem Sohn die Nachfolge gestalten wollte. Er war nicht gewillt zu warten, bis ein Retter in der Not – zum Beispiel die Regierung mit einem Hilfspaket – für sein Unternehmen die Probleme löst, die durch Corona entstanden sind. Der Vater und auch sein Sohn waren gewillt, trotz aller Widrigkeiten den Job zu machen, der ihnen am Herzen lag: den Unternehmerjob.

Wie das mit den beiden und der Unternehmensnachfolge gelaufen ist, stimmt mich für unsere Wirtschaft total optimistisch. Und weil Optimismus uns allen gut tut, erzähle ich Ihnen heute noch ein bißchen mehr davon.

Nachfolge als Geschenk

Eine Woche nach dem Anruf traf ich Vater (58) und Sohn (27) zum Coaching per Videokonferenz. Wie sie erzählten, arbeiteten sie im unternehmerischen Alltag bis dahin eher nebeneinander – wie so viele Nachfolgegespanne, die ich schon kennengelernt habe.

Während der Alte seinen Job wie bisher weitergemacht hatte, war der Junge allmählich dazu gekommen und hatte eine Abteilung übernommen, war also vor allem in der Manager-Rolle im Unternehmen unterwegs. Und so gab es im täglichen operativen Geschäft auch kaum Gelegenheiten, dass die beiden sich über unternehmerische Dinge und strategische Fragen austauschen konnten. Aber für den Vater hatte sich durch Corona das Bedürfnis entwickelt, mehr Zeit für seinen eigentlichen Job als Unternehmer zu haben. Die Krise hatte bei ihm ein Nachdenken in Gang gesetzt.

Er suchte nach einem anderen Umgang mit sich selbst, mit seiner Familie, mit seiner Zeit. Er wollte sein Leben und sein Unternehmen gestalten, nicht verwalten – und dies wollte er gemeinsam mit seinem Sohn angehen. Er hatte die Nachfolge für sich als Geschenk entdeckt, als eine Chance, etwas Neues zu beginnen. Und dieser Wunsch begann Realität zu werden, als Dieter auftrat.

Wer ist Dieter?

Nun, ich rede nicht von Dieter Bohlen, sondern von einem Traumkunden, den die beiden sich ausdachten. Er kam ins Gespräch, als ich sie fragte, für was für einen Kunden sie gerne arbeiten wollten. Und, oh Wunder: Während das Gespräch bis dahin eher verhalten, ohne wirklich viele Emotionen gelaufen war, kam nun auf einmal Leben in die Bude.

Beide schilderten mir engagiert und mit hörbarer Begeisterung ihren Traumkunden. Und was mich besonders freute: Sie beschrieben unabhängig voneinander den gleichen Typus von Kunden mit den gleichen Bedürfnissen. Und den tauften sie Dieter.

Im Gespräch über Dieter, als ihnen beiden klar wurde, dass sie ein gemeinsames unternehmerisches Ziel haben, nämlich das Familienunternehmen so zu gestalten, dass es Dieter begeistert, dass die Produkte, der Service, die Unternehmenskultur genau die Bedürfnisse von Dieter ansprechen – da kam nicht nur Bewegung in die Unternehmensnachfolge, sondern es entstand viel mehr: eine Gemeinsamkeit zwischen Vater und Sohn. Und noch etwas: ein Verständnis von Unternehmertum, das beide teilen.

Der Durchbruch

Vater und Sohn erkannten in diesem Gespräch ihren gemeinsamen Auftrag, kreativ am Unternehmen zu arbeiten. Sie erkannten, dass sie aus ähnlichem Holz geschnitzt sind und eine verwandte Haltung haben: die Unternehmerhaltung.

Dass ich, während in den Medien von FFP2, Mutationen, einem noch schärferen Lockdown und dem ganzen Mist die Rede war, diesen Moment des Durchbruchs erleben durfte, stimmte mich optimistisch. Nach dem Sparring blieb ich noch länger am Schreibtisch sitzen und dachte über das Gespräch nach. Und dazu suchte ich mir den Cat Stevens Song „Father and son“ aus meiner Playlist heraus und drehte voll auf:

„It's not time to make a change, just relax, take it easy …“

So wie der Vater in dem Song, dachte ich, hatte der Vater nicht agiert. Er wollte nicht warten auf andere Zeiten, er wollte die Unternehmensnachfolge jetzt anpacken, mitten in der Krise. Und ich dachte, wie schön es wäre, wenn sich mehr Unternehmer wie diese beiden von der Krise lösen könnten. Keine Schockstarre mehr. Sondern den Blick nach vorne richten. Und auch nach innen.

Die Haltung der Zukunft

Denn: Für mich gehört zum Unternehmertum dazu, dass der Unternehmer auch seine eigenen Bedürfnisse kennt, dass er seinen Unternehmerjob mit Freude macht – und, dass er auf gemeinschaftliche und verantwortliche Weise die Menschen einbezieht, die von seinem Handeln berührt werden. Sei es den Nachfolger, die Familie, die Kunden – oder eben Dieter, den Traumkunden.

Diese gemeinschaftliche Haltung, die Bedürfnisse wertschätzt, ist ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag von uns Unternehmern. Weil hier Werte vorgelebt werden, die für unser Zusammenleben wichtig sind. Respekt zwischen den Generationen. Freiheit. Gestaltungswille. Unabhängigkeit. Der Stolz auf das eigene Tun. Das Bedürfnis, für das Glück anderer Menschen zu wirken. Und bereit zu sein, die Verantwortung für das eigene Schicksal zu übernehmen.

Das ist für mich die Haltung des mittelständischen Unternehmers, der den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Ob in der Unternehmensnachfolge, in der Unternehmensgründung, oder im ganz normalen Unternehmeralltag. Und wissen Sie was: Ich glaube ganz optimistisch, dass diese Haltung die Zukunft prägen wird. Es ist einfach an der Zeit, was zu verändern! Und wer sollte sich mit Veränderung besser auskennen als wir – die mittelständischen Unternehmer, die in diesem Lande für Zusammenhalt, Fortschritt und Wohlstand sorgen?

Und wie ist Ihre Erfahrung mit Unternehmensnachfolge, Traumkunden und unternehmerischer Haltung? Schreiben Sie mir doch mal darüber. Aber vor allem: Sprechen Sie andere Unternehmer darauf an und tauschen sich mit ihnen darüber aus!

Kommentare

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  • Martin Haeder schrieb:

    Hallo Timo . . . Ich heiße Martin Karl Häder, Studienkollege deines Vaters. Habe mein ganzes Berufsleben im Grafischen Gewerbe gearbeitet. Meine Spezalgebiete waren immer die Kunden-Kommunikation und das Business-Coching. In den letzten Jahren habe ich hauptsächlich in der Begleitung beim Generatons-Wechsel als Coach gearbeitet. Bin begeistert von dem wie und was du machst . . . Weiterhin viel Erfolg !

    24 04 2021
    • Timo Kaapke schrieb:

      Lieber Martin! Herzlichen Dank für dein Feedback! Lass' uns gerne unsere Erfahrungen austauschen. Frohes schaffen! Timo

      14 05 2021