Denn darum geht es beim Coaching. Wir Unternehmer treffen ja jeden Tag unheimlich viele Entscheidungen, und dafür brauchen wir Klarheit im Kopf. Je mehr Klarheit wir haben, desto bewusster können wir entscheiden. Um diese Klarheit zu bekommen, müssen wir uns mit uns und unseren Themen auseinandersetzen. Das hört sich etwas abgedroschen an, ist es aber nicht. Es ist harte Arbeit, und ich nehme das mit dem Auseinandersetzen auch ganz wörtlich: Wir separieren uns von unseren Themen, wir setzen uns uns selbst gegenüber, um auf uns und unsere Themen aus einem anderen Blickwinkel schauen zu können.
Wenn wir glauben, das könnten wir alleine ohne Coach machen, dann ist das etwa so, wie wenn ein Herzchirurg versucht, sich selbst zu operieren – es geht nicht! Für die Klarheit schaffende Auseinandersetzung mit uns und unseren Themen brauchen wir einen konstruktiven Dialog mit uns selbst, der von einem Anderen für uns aktiviert wird.
Und dieser Andere kann kein Mitarbeiter sein, kein Familienmitglied, kein noch so guter Freund beim Bier in der Kneipe, sondern es braucht dazu professionelle Distanz. Am ehesten können wir Unternehmer uns noch im Austausch untereinander so offen und frei begegnen, und dafür werbe ich ja auch unermüdlich. Aber selbst dieser wichtige Austausch ist nicht mit der Arbeit mit einem Coach zu vergleichen, der zu seiner Fähigkeit zuzuhören noch wichtiges methodisches Handwerkszeug mitbringt.
Noch spannender wird es übrigens, wenn Unternehmer nicht nur one-to-one mit ihrem Coach arbeiten, sondern sich beim Sparring, wie ich es häufig praktiziere, Senior und Junior treffen. Dann setzen sich die beiden zunächst jeweils selbst mit sich auseinander, und dann kommt eine Stufe dazu, in der ich als Coach frage, was das, was die beiden für sich erkannt haben, für sie gemeinsam bedeutet, zum Beispiel im Kontext Nachfolge. Auch dafür gibt es eine Parallele im Sport, es ist so, wie Niki Pilic 1992 Boris Becker und Michael Stich in Barcelona zu Ihrer legendären Olympia-Goldmedaille Tennisdoppel gecoacht hat.