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Vom Schmoren im Unternehmenssaft: Warum Betriebsblindheit nur eine Frage des Blickwinkels ist.
10.07.2021
Timo Kaapke

Im Coaching erzählte mir ein Unternehmer vor einigen Wochen von Problemen in seinem Unternehmen, und er sagte dabei: „Ich fühle mich immer öfter betriebsblind. Als würde ich in meinem Unternehmen Wichtiges übersehen.“

Ich wusste sofort, was er meinte, weil es mir lange Zeit ähnlich ging und ich das Gefühl, entscheidende Dinge nicht im Visier zu haben, auch heute noch manchmal spüre.

Besonders beschäftigt hat mich seitdem die Formulierung mit der Blindheit. Das klingt, als würde es hier um eine Krankheit gehen, um eine Einschränkung der Sehfunktion. Aber allen Betriebsblinden sei gesagt: Ihr seid kerngesund. Ihr könnt sehen, Euren Augen fehlt nichts! Ihr braucht einfach nur einen anderen Blickwinkel.

Im Wald unter lauter Bäumen

Für das, was mit der Betriebsblindheit gemeint ist, gibt es auch andere Formulierungen. Eine lautet: „Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen“. Beim Joggen im Wald fiel mir die vor kurzem wieder ein.

Gemeint ist damit, dass ich den Wald als Ganzes nicht wahrnehmen kann, wenn ich nur auf die einzelnen Bäume schaue. Vielleicht, dachte ich, geht es manchen Waldarbeitern so, die Bäume fällen müssen. Die sind so auf diese Arbeit und die zu fällenden Bäume fokussiert, dass sie den Rest des Waldes vermutlich kaum noch wahrnehmen.

Und dabei fiel mir an mir selbst auf, dass ich vom Wald beim Joggen gar nicht so viel sehe, weil ich auf meine Gedanken, auf meinen Atem und nicht zuletzt auf die Musik im Kopfhörer konzentriert bin. In dem Moment, in dem ich das dachte, nahm ich den Wald aber schon ganz anders wahr und war auf einmal wieder ganz überwältigt von der Schönheit der Szenerie. Und da fiel mir der andere beliebte Satz ein, der in diesem Zusammenhang oft fällt: „Die Schönheit liegt im Auge des Betrachters.“

Das wird meist in dem Sinne gesagt, dass der Betrachter entscheidet, ob etwas nun als schön oder nicht schön wahrgenommen wird. Da ist bestimmt auch was Wahres dran. Mir wurde in dem Moment aber bewusst, dass in dem Satz noch eine andere Erkenntnis verborgen ist: Es liegt nämlich im Auge des Betrachters, ob er das, was schön sein kann oder auch nicht, überhaupt wahrnimmt. Schon die Entscheidung also, was wir sehen oder eben nicht sehen, liegt im Auge von uns Betrachtern. 

Das Unternehmen als Produkt

Das lässt sich, dachte ich später unter der Dusche, auch auf uns Unternehmer übertragen: Die Entscheidung, was wir sehen, liegt in uns, in unserem Auge, in der Richtung, auf die wir das Auge lenken. Betriebsblindheit ist demnach nur eine Frage der Perspektive, aus der wir auf den Betrieb schauen.

In Wahrheit gibt es aber ja nicht nur den einen „Betrieb“, sondern in einem Unternehmen wird an ganz unterschiedlichen Produkten gearbeitet, es gibt dort also auch parallel verschiedene Betriebe, in denen Menschen in unterschiedlichen Rollen arbeiten.

So erhält die alte Frage „Woran arbeitest du gerade“ einen neuen Sinn: Viele Mitarbeiter arbeiten in der Fachkraft-Rolle am Produkt, das das Unternehmen auf dem Markt anbietet. Andere arbeiten in der Manager-Rolle am Produkt Arbeitsplatz für die Mitarbeiter. Und der Unternehmer? Dessen Job ist es, in der Unternehmer-Rolle am Produkt Unternehmen zu arbeiten. Nicht am Produkt des Unternehmens, sondern am Unternehmen selbst, also zum Beispiel an seiner strategischen Ausrichtung.

Insofern steckt hinter der sogenannten Betriebsblindheit eigentlich eine Produktblindheit. Wenn ein Unternehmer sich betriebsblind fühlt, dann hat er einfach nicht das Produkt im Fokus, an dem er vorrangig arbeiten sollte.

Das ist übrigens auch der Grund, warum ich mir ab und zu Auszeiten von meinem Unternehmen nehme. Der Blickwechsel dabei hilft mir, aus der Ferne auf meinen Laden zu schauen. Ich sehe dann vieles durch einen neuen Blickwinkel und erkenne Dinge, die für mich drinnen unsichtbar bleiben.

Manchmal waren es schon Reisen nach Mallorca oder nach Kalifornien, zur Zeit geht das nicht, und da tut es auch ein Tennismatch oder für eine Stunde raus in den Wald zum Laufen. Oder auch nur in mein Studio in Cloppenburg zu gehen, wo ich ungestört bin. Es geht immer um das Gleiche: Von außen mein Produkt, das Unternehmen, zu betrachten und an ihm zu arbeiten.

Der Schmorbraten im Ofen

Meine Mutter, fiel mir ein, als ich über all das nachdachte, verwendet gerne noch eine weitere Redensart, die zu dem Thema passt: „Im eigenen Saft schmoren“. Das passt gut auf den Unternehmer, der immer nur im Unternehmen arbeitet und es vor lauter Tagesgeschäft nicht mehr richtig als Ganzes im Blick hat.

Da es schon später Vormittag war und ich Hunger hatte, ließ ich mich nur zu gerne auf diese Metapher ein und spürte ihr weiter nach. Ich hatte plötzlich einen Schmorbraten vor Augen, der in einer Restaurantküche im Ofen steht und umso großartigere Düfte erzeugt, je länger er dort schmort. 

Der Koch, der die Verantwortung für den Braten trägt, hat seinen Blick nur auf den Schmorbraten gerichtet, damit er nicht anbrennt oder zu trocken wird oder versalzen oder sonstwie missrät. Dann gibt es da aber auch den Küchenchef, der nicht nur auf den Braten, sondern auf das ganze Geschehen in der Küche schaut und die Abläufe und nicht zuletzt auch noch die anderen Gerichte im Blick haben muss.

Und schließlich ist da noch der Restaurantchef. Wenn der ständig nach dem Schmorbraten schauen oder in der Küche die Leute verrückt machen würde, hätte er seinen Job verfehlt. Der muss eher darüber nachdenken, ob er die Zielgruppe, die Schmorbraten liebt, noch für ausreichend zukunftsfähig hält oder ob er sich nicht mehr auf Vegetarier einstellen muss. So bedauerlich ich die Vorstellung in diesem Moment, da ich den Duft des Schmorbratens regelrecht in der Nase hatte, fand: Ein Restaurantchef, der darüber nicht nachdenken würde, der wäre tatsächlich betriebs- oder produktblind …

Die andere Brille

Nach meiner Erfahrung spüren wir Unternehmer es genau, wenn wir etwas Wichtiges nicht sehen. Das ist wie in manchen Krimis, wo die Ermittler so etwas sagen wie: „Ich weiß genau, dass ich einen ganz wichtigen Punkt übersehen habe. Ich spüre ihn, aber ich sehe ihn noch nicht.“ Wir können nicht benennen, was wir nicht sehen, aber wir merken, dass es da ist.

Wenn es Ihnen demnächst auch mal wieder so geht, dann denken Sie daran: Sie sind nicht blind, Sie müssen nur einen anderen Blickwinkel einnehmen, oder eine andere Brille aufsetzen, sich wieder auf Ihr Produkt konzentrieren, und schon werden Sie wieder das sehen, für das Sie bisher blind waren.

Heute Morgen, bevor ich diesen Text schrieb, war ich wieder im Wald joggen. Im Kopfhörer lief I can see clearly now the rain is falling von Jimmy Cliff, und ich nahm die Wirkung des Waldes ganz bewusst in mich auf, und es war einfach großartig. Nur in einem hatte Jimmy Cliff Unrecht – es regnete erfreulicherweise nicht …

Und wie ist Ihre Erfahrung mit der Betriebsblindheit? Schreiben Sie mir doch mal darüber. Aber vor allem: Sprechen Sie andere Unternehmer darauf an und tauschen sich mit ihnen darüber aus!

 

Frohes schaffen
und keep on burning!

Timo Kaapke

Foto von Timo Kaapke

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