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Wir sind Unternehmer, und das ist auch gut so! Von schlechtem Image und Selbst-Bewusstsein.
29.05.2021
Timo Kaapke

Das Image von uns Unternehmern ist in diesem Land nicht gut. Wir fahren schicke Autos, haben teure Hobbys, sind fünfmal pro Jahr im Urlaub und machen überhaupt ständig einen auf dicke Hose. Und wir lassen andere für uns arbeiten. Sympathisch ist was anderes!

Ja, mich nervt dieses Image auch. Aber wenn ich mich mit anderen Unternehmern austausche, dann habe ich den Eindruck, dass viele von uns diesem Negativbild auch nicht selbstbewusst genug gegenübertreten. Weil sie sich selbst und ihrem Unternehmersein nicht ausreichend Aufmerksamkeit schenken.

Morgens auf dem Tennisplatz 

Vorigen Sommer hatte ich beim Tennis eine lustige Begegnung. Mein Matchpartner und ich waren schon morgens um sieben auf dem Platz, und neben uns tauchte auf einmal ein Trupp von munteren Rentnerinnen auf, die uns neugierig beobachteten. Schließlich fragte eine von ihnen: „Was machen Sie denn beruflich, dass sie morgens schon Tennis spielen können?“

Sie fragte das nicht unfreundlich, aber mir war, als schwebte in Mimik und Stimme doch so ein Unterton von „Typisch: Unternehmer spielen Tennis, während andere zur Arbeit gehen“ mit. Ich wollte erst antworten „Ich bin arbeitslos“, aber dann entschied ich mich für ein augenzwinkerndes „Wir sind Profi-Tennisspieler, das ist unser Job hier“, und die Ladys schienen sich damit zufriedenzugeben.

Als ich später im Auto auf dem Heimweg war, fiel mir die Situation wieder ein. Aus den Lautsprechern tönte Give it away von den Red Hot Chili Peppers, und ich dachte: Vielleicht hatte die Rentnerin das ja auch gar nicht so kritisch gemeint, wie ich es sofort interpretiert hatte. Und mir wurde klar, wie schnell wir Unternehmer in die Gefahr geraten, uns an das miese Image, mit dem wir ständig konfrontiert werden, zu gewöhnen und es zu verinnerlichen.

Intrinsisch motivierte Unternehmer

Wenn uns nur oft genug erzählt wird, so dachte ich, während ich an der Ampel warten musste, dass wir alle Kapitalistenschweine, Ausbeuter, Steuerhinterzieher, Egomanen, Narzissten, faule Säcke und was noch alles sind, dann macht das was mit uns. Oder wenn jetzt viele bis hin zur Regierung in der Coronakrise so tun, als wären Wirtschaft und Unternehmer total unwichtig, auch das lässt uns nicht kalt.

Höchste Zeit also, nahm ich mir vor, als ich später wieder in meinem Studio saß, dass wir Unternehmer uns mal bewusst machen, worin eigentlich unsere Leistung besteht.

Das Zerrbild, das da draußen oft von uns gezeichnet wird, das mag ja in Einzelfällen sogar zutreffen, aber was da kritisiert wird, ist immer nur die Spitze vom Eisberg. Was dahinter steckt, was notwendig ist, um sich als Unternehmer ein paar Dinge leisten zu können, kommt ja nicht vom im Sessel sitzen und Geld zählen.

Unternehmersein heißt, mit kreativem Geist Antworten auf Probleme oder Bedürfnisse zu finden, unruhig auf der Suche nach neuen Ideen zu sein. Der Ursprung ist ein kreativer Impuls, und immer wieder müssen wir entscheiden, ob wir diese Idee an die Pinnwand mit den 500 anderen Impulsen hängen oder versuchen, sie zu realisieren. Eine Idee, die im besten Fall auf den Nerv von Menschen „da draußen“ trifft, die wir dann später unsere Kunden nennen dürfen.

Und dann fangen wir an zu investieren, in Menschen, in Maschinen, dafür nehmen wir finanzielle Risiken in Kauf. Manchmal geht das gut und wir verdienen damit Geld, aber viel öfter geht es auch schief. Das ist ein Wechselbad der Gefühle, alles andere als ein geregelter Job, mit einer hohen Dynamik, wir haben ständig das Gefühl, dass uns die Birne platzt, weil wir da so viele Ideen drin haben, aber nicht wissen, machen wir das jetzt oder machen wir das nicht, das zerrt an unserem Hirn.

Und es ist: Arbeit. Echte, harte Arbeit!

Die Welt besser machen

Der Sinn dieser Arbeit besteht übrigens nicht darin, dass wir, wie es allerorten immer erzählt wird, Arbeitsplätze schaffen. Das ist, mit Verlaub, Bullshit! Unternehmer sind nicht dafür zuständig, Arbeitsplätze zu schaffen. Nein, ihr Job ist es, etwas zu unternehmen. Nicht weil der Staat oder die Gesellschaft ihnen das so befohlen hat, sondern weil sie sich selbst aus sich heraus den Auftrag gegeben haben. Es gibt kein besseres Beispiel für intrinsische Motivation als uns Unternehmer – sich selbstständig zu machen oder ein Unternehmen zu gründen, das ist Selbstmotivation in Reinkultur! Und daraus entstehen dann unter anderem auch Arbeitsplätze. Quasi als angenehmer Nebeneffekt.

Der Kern hinter dem allen ist der Wille, Dinge zu verändern und besser zu machen, manchmal nur kleine alltägliche Dinge, manchmal auch große Dinge – und manchmal die ganze Welt.

Die Welt? Geht es nicht eine Nummer kleiner? Nein, denn dass zum Beispiel keine zwölf Monate nach Beginn der Pandemie zum Beispiel auf einmal Impfstoffe bereitstanden, das lag nicht an der Politik, sondern dafür haben Unternehmer und ihre Unternehmen gesorgt!

Kreativität im Mittelpunkt

Wenn Unternehmersein so ein geiler Job ist – warum hadern dennoch so viele von uns mit ihm? Das hat etwas damit zu tun, worauf ich meine Aufmerksamkeit richte. Denn wenn andere einen arroganten Geldsack in einem Unternehmer sehen und er dem dann mehr Aufmerksamkeit schenkt als der Tatsache, dass er Teil einer kreativen Truppe ist, die in diesem Land den Laden zusammenhält, dann sieht er sich am Ende womöglich wirklich als so einen Geldsack.

Und wenn ich die Kreativität und den unternehmerischen Geist nicht oder nicht mehr in den Mittelpunkt meines Unternehmerseins stelle und stattdessen ständig im operativen Tagesgeschäft versinke und gar nicht zu meinem eigentlichen Job komme, dann mache ich am Ende auch gar nicht mehr das, was uns Unternehmer eigentlich ausmacht.

Mein Aufruf an die mittelständischen Unternehmer in diesem Land ist deshalb: Ihr seid die kreative Spitze, aber Ihr solltet darauf achten, dass Ihr es auch wirklich seid und nicht stattdessen mehr im Job eurer Mitarbeiter unterwegs seid. Agiert auch wie Unternehmer, und lasst euch nicht einreden, Ihr wäret etwas anderes!

Unternehmer mit Selbst-Bewusstsein

Unser Unternehmersein ist von zwei Seiten gefährdet: von der Welt da draußen, die uns in Schubladen einsortiert, und von uns selbst, wenn wir uns da einsortieren lassen und uns unserer eigentlichen Rolle gar nicht mehr richtig bewusst sind – wenn es uns an Selbst-Bewusstsein fehlt.

Wenn wir alle unseren Unternehmerjob machen, dann können wir auch selbst-bewusst vor der Gesellschaft stehen und sagen:

Wir sind Unternehmer, und das ist auch gut so! Gut für uns, für unsere Mitarbeiter, für unsere Kunden, für unsere Unternehmen. Und nicht nur für die: Mehr denn je braucht unser Land den Unternehmer im Mittelständler!

Und wie ist Ihre Erfahrung mit dem Unternehmer-Image? Schreiben Sie mir doch mal darüber. Aber vor allem: Sprechen Sie andere Unternehmer darauf an und tauschen sich mit ihnen darüber aus!

 

Frohes schaffen
und keep on burning!

Timo Kaapke

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