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Unternehmer dürfen stolz sein! Über den Unterschied zwischen Stolz und Überheblichkeit.
13.02.2022
Timo Kaapke

Sind Sie als Unternehmer stolz auf Ihr Unternehmen? Die meisten von uns Mittelständlern zucken bei diesem Begriff zusammen. Aber nicht etwa, weil sie nicht wirklich stolz wären – sondern weil sie sich das nicht erlauben wollen. Sie haben eine Heidenangst, arrogant oder hochnäsig rüberzukommen. Deshalb versuchen sie lieber, Bodenständigkeit und Bescheidenheit auszustrahlen.

Ich habe nichts gegen diese mittelständischen Werte. Aber wenn wir wegen denen unseren unternehmerischen Stolz unterdrücken, dürfen wir uns nicht wundern, wenn es unseren Mitarbeitern und Kunden an Begeisterung für uns fehlt.

Stolz wie Bolle

Der Duden nennt für das Adjektiv „stolz“ zwei unterschiedliche Bedeutungen: zum einen „von Selbstbewusstsein und Freude über einen Besitz, eine [eigene] Leistung erfüllt; ein entsprechendes Gefühl zum Ausdruck bringend oder hervorrufend“.

Die zweite Interpretation des Wortes aber, „in seinem Selbstbewusstsein überheblich und abweisend“, ist diejenige, die mittelständische Unternehmer unbedingt vermeiden wollen.

Mein eigenes Verständnis von Stolz liegt nahe an der ersten Duden-Erklärung: Es ist für mich ein Gefühl von Verwirklichung. Ich muss bei dem Thema immer an Kinder denken. Erinnern Sie sich, wie sie als Kind auf etwas stolz waren? Wie toll das war, welche Kraft und Energie Sie darauf daraus geschöpft haben?

Bei uns zu Hause hängt ein Bild, das meine ältere Tochter zeigt, wie sie zum ersten Mal ohne Stützräder Fahrrad gefahren ist. Ich hatte ihr das auf dem Hof bei uns gezeigt und sie dabei zunächst festgehalten. Und dann kam der Moment, wo ich sie einfach losgelassen habe – und sie alleine fahren konnte! Sie war stolz wie Bolle, dass sie ganz alleine Fahrrad fahren konnte, ohne hinzufallen.

Diese Ausstrahlung, die sie da auf dem Foto hat, wie sie lacht und sich freut, diese ganz andere Körperspannung und Haltung! Ich fand es damals total beeindruckend, diesen unfassbaren Stolz zu sehen. Ich habe mich so mit ihr gefreut, und sie hat ganz viel Selbstbewusstsein daraus gezogen. Das war ein Magic Moment.

Bloß nicht arrogant

Aber wir Unternehmer tun uns schwer mit solchen Magic Moments. Dieses zwiespältige Verhältnis zum Stolz habe ich vor einiger Zeit ganz direkt mitbekommen. Wir hatten einen Strategie-Workshop bei einem Kunden zum Thema Markenentwicklung.

Wir hatten darüber gesprochen, was das Unternehmen besonders gut kann, und zehn Kompetenzen festgehalten. Dann fragte ich die zwei Inhaber, auf welche dieser Kompetenzen sie persönlich am meisten stolz sind.

Der eine rümpfte die Nase und meinte, er wolle gar nicht stolz sein. Als ich ihn fragte, was dahintersteckt, bekannte er: „Ich habe Sorge, dass das arrogant rüberkommt. Das ist gerade auch in Abgrenzung zu Konzernen wichtig, die im selben Markt wie wir unterwegs sind.“

Der andere aber konnte sofort benennen, worauf er stolz war, und ergänzte: „Wenn ich mir selber verbiete, auf etwas stolz zu sein, wie wollen wir es denn dann hinkriegen, dass unsere Mitarbeiter stolz sind, bei uns zu arbeiten?“

Ein Stück Geringschätzung

Ich konnte beide verstehen. Denn das mittelständische Understatement gehört auch in meine Unternehmer-DNA. Das macht uns sogar stark, weil wir uns aus Herzblut im Unternehmen engagieren und nicht, wie so viele in der Konzernwelt, zur Selbstdarstellung, oder um auf der Karriereleiter nach oben zu kommen.

Aber ich weiß auch: Wenn wir Unternehmer gar nicht stolz sind oder krampfhaft unseren Stolz nicht zu zeigen versuchen, dann kann das bei unseren Mitarbeitern als ein Stück Geringschätzung ankommen. Nach dem Motto: Wenn unser Chef nicht toll findet, was wir hier machen, dann sind wir und unsere Leistung ja wohl für ihn auch nichts Besonderes …

Das hat etwas mit Glaubwürdigkeit zu tun: Wenn jemand überhaupt nicht stolz ist auf das, was er da so macht, beziehungsweise nicht wahrnehmbar macht, dass er stolz ist, dann stellt sich die Frage, wie denn andere jemals darauf stolz sein können, für den oder mit dem zu arbeiten.

Die Stolzvermeidung strahlt auch auf unsere Kundschaft aus: Wenn wir zum Beispiel ein Kennenlerngespräch mit einem neuen Kunden führen, dann sollte der spüren, dass wir überzeugt sind von dem, was wir da machen. Dass wir stolz darauf sind, und dass wir nicht nur irgendwie irgendetwas verkaufen wollen.

Klar, wir müssen dann aufpassen, dass das nicht überheblich rüberkommt, aber das ist eher eine Frage des Kommunikationsstils und der Tonalität. 

Fehlende Erfolgserlebnisse

Die fehlende Ausstrahlung ist das große Risiko beim Understatement. Das Risiko beim Stolz, arrogant zu wirken, ist dagegen ganz anders gelagert. Es liegt mehr in der Wahrnehmung anderer als in unserem eigenen Verhalten. Wenn wir mittelständischen Unternehmer auf Understatement machen, damit andere uns nicht für überheblich halten, überlassen wir denen die Führung über uns und verkaufen uns unter Wert.

Stolz ist aber etwas für uns und nicht für andere. Wer sich ihn abtrainiert, wer sich nur maximal ein „relativ gut gemacht“ zugesteht, der dämpft sein Erfolgserlebnis-Potenzial und stumpft ab. Der erwartet gar keine Erfolgserlebnisse mehr, und dann hat er auch keine!

Ich selbst bin davon nicht frei und bekomme auch manchmal von meinen Mitarbeitern das Feedback, dass ich zu wenig Stolz auf Erfolge zeige. Und ich muss zugeben: Den Abschluss eines tollen Projektes, die Weiterentwicklung eines Produktes oder auch einfach die Tatsache, dass wir durch die Coronazeit durchgekommen sind, so etwas freut mich – aber es ist meist immer noch nicht so gut, dass ich wirklich stolz darauf bin.

Unternehmer „always on the run“

Dahinter steckt noch etwas anderes. In vielen Unternehmen schauen wir immer nach vorne, aber zu wenig zurück, sind ganz schön rastlos unterwegs – wenn ich darüber nachdenke, habe ich immer gleich Always on the run von Lenny Kravitz im Ohr.

Wenn es aber zwischen den Projekten oder Aufträgen keinerlei Innnehalten gibt, dann kann sich Stolz auch gar nicht wirklich einstellen, weil wir gedanklich immer schon am Anfang des nächsten Projektes sind: Wir sehen immer nur Baustellen und noch keine fertigen Häuser.

Wir Unternehmer sollten uns alle wieder öfter Zeit für das Innehalten nehmen. Zeit dafür, stolz zu sein auf das, was wir erreicht und geschaffen haben. Das ist kein Kinderkram, auch wir Erwachsenen dürfen stolz sein und können solche Magic Moments erleben wie meine Tochter auf dem Fahrrad.

Stolz ist nichts, wofür wir uns schämen müssen. Ich glaube sogar: Wenn wir unseren Stolz ganz begeistert und unbefangen ausstrahlen – dann wirkt der auf andere kein bisschen überheblich. Und wenn doch: Dann sagt das mehr über die anderen aus als über uns …

Und wann waren Sie das letzte Mal stolz wie Bolle? Und konnten Sie das auch zeigen? Schreiben Sie mir doch mal darüber. Aber vor allem: Sprechen Sie andere Unternehmer darauf an und tauschen sich mit ihnen darüber aus!

 

Frohes schaffen
und keep on burning!

Timo Kaapke

Foto von Timo Kaapke

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