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Ein Unternehmer muss nicht alles wissen: Warum Verantwortung nicht heißt, auf alles eine Antwort haben zu müssen.
24.07.2021
Timo Kaapke

Ich kannte mal einen Unternehmer, der von seinen Mitarbeitern mit Fragen überschwemmt wurde, wie sie dies oder jenes machen sollten. Jedesmal gab er mit guter Absicht Antworten und versuchte dabei, totale Sicherheit auszustrahlen – bei gleichzeitig oft ziemlicher Ahnungslosigkeit.

Das nahm mit der Zeit Überhand, und irgendwann wurde ihm klar: Ich mache hier den Job meiner Mitarbeiter. Und er begann sich zu fragen: Wer macht eigentlich meinen Job?

Der Chef wird’s schon wissen!

Offen gestanden: Der Unternehmer, von dem ich da erzähle, das war ich selbst. Ich erinnere mich gut an eine dieser – vor ein paar Jahren noch ganz typischen – Szenen: Ich saß in meinem Büro am Schreibtisch, es klopfte an der Tür, und zwei Mitarbeiter kamen rein und wollten eine Antwort von mir auf eine Frage, mit der sie sich gerade herumschlugen.

Ich kam gar nicht auf die Idee, Nein zu sagen, sondern irgendwie fand ich das ja auch ganz cool. Also gab ich ihnen eine Antwort, und sie gingen zufrieden raus und arbeiteten damit weiter.

Aber ganz ehrlich: Ob ich wirklich immer die volle Verantwortung für die Antworten übernehmen konnte, die ich da gab – da habe ich heute so meine Zweifel.

Man kann auch Nein sagen

Umgekehrt aber, als ich ein andermal in der Kaffeeküche mit einer Mitarbeiterin ins Gespräch kam über eine unternehmerische Frage, die mich gerade beschäftigte, bekam ich keine Antwort, sondern nur ein freundliches: „Das weiß ich leider auch nicht!“ Da dachte ich mir: Ich muss ja gar nicht auf alles eine Antwort haben. Ich kann auch Nein sagen!

Diese Erkenntnis hört sich vielleicht im Nachhinein banal an, aber damals verfolgte mich das noch abends im Auto auf dem Nachhauseweg, als ich gerade den alten Song Don’t ask me no questions von Lynyrd Skynyrd hörte.

Die Verantwortung des Unternehmers

Mir wurde klar: Wenn ich alles wissen müsste, was meine Firma als Ganzes wissen muss, um Kunden glücklich zu machen, könnte ich mich gleich erschießen.

Mein Hauptjob ist aber ein anderer: Verantwortung zu übernehmen. Und zwar dafür, dass meine Fachleute, die Antworten haben auf unsere Problemstellungen, in einem Umfeld arbeiten können, in dem sie diese Antworten auch produktiv machen können.

Ich muss nicht, dachte ich, die Fachkenntnisse der Fachkräfte und nicht die Management-Skills meiner Manager haben. Bei meinem Job, dem Unternehmerjob, geht es darum, das große Ganze im Blick zu haben und nicht die Details. Ich muss für mich Klarheit darüber haben, welche Mitarbeiter ich brauche, welche Antwort sie geben können sollten im Sinne von unserem Produkt, unserer Dienstleistung und nicht zuletzt unserer Kundschaft.

Ich sah auch die Nachteile: Denn das bedeutet, dass ich mich darauf verlassen können muss, dass die Mitarbeiter die Antworten haben und dass sie sich fit halten, um auch in Zukunft Antworten zu haben, und zwar so gute Antworten, dass die Kunden auch entsprechend zufrieden sind. Und ich muss auch aushalten, dass sie manchmal Antworten haben, die ich so nicht gegeben hätte.

Aber ein Chef, der sich in alle Details reinhängt, so wurde mir klar, verfehlt halt seinen Job – oder kommt erst gar nicht dazu. Je mehr ich operativ drin bin, desto weniger arbeite ich am Unternehmen und stattdessen im Unternehmen. Und dann darf mich nicht wundern, wenn im Unternehmen am Ende keiner mehr seinen Job macht.

Und ich spürte die ungeheure Entlastung, die der Gedanke für mich bedeutete: Du musst als Unternehmer nicht alles wissen, du musst nicht auf alles eine Antwort haben. Du musst nur Mitarbeiter für diese Antworten haben.

Wissen, wo man es findet

Auf einmal fiel mir ein, dass diese Erkenntnis eigentlich für mich gar nicht so neu war, sondern ich sie schon viel früher einmal mitbekommen und später wohl nur wieder vergessen hatte. Das war auf dem Gymnasium, ich war in der 10. Klasse, und ich durfte an der Entlassung der Abiturienten teilnehmen. In seiner Rede sagte unser Direktor die großartigen Worte: „Ihr habt jetzt Abitur, aber Ihr wisst noch nicht alles – und das ist völlig okay! Ihr müsst auch nicht alles wissen. Ihr müsst nur wissen, wo ihr das findet, was ihr wissen müsst.“

Ich stand drei Jahre vor dem Abitur, und ich hatte bis dahin gedacht, Ziel dabei sei es, so schlau wie möglich zu werden und so viel wie möglich von allem zu wissen. Nun beschloss ich, mich bei dem Ganzen, was ich an Wissen erwerben könnte, auf das zu fokussieren, was ich wirklich für mich selbst wissen wollte. Für den Rest würde ich mir entweder eine Riesenbibliothek zulegen (denn Google gab es damals ja noch nicht) oder, noch besser, einfach sehen, dass ich Leute kennenlernte, die das wissen.

Nun, als ich mich nach vielen Jahren daran erinnerte, verstand ich auf einmal, dass mir der Direktor da eine Maxime mit auf den Weg gegeben hatte, die auch für mein Unternehmersein eine Bedeutung hatte.

Nachfolge mit Zielsetzung

Eine Maxime, auf die ich auch heute noch oft zurückkomme, wenn es im Unternehmer-Coaching bei mir um die Nachfolge geht. Das Schema ist da sehr oft Studium-Ausbildung-Wanderjahre, nach dem Motto: „Ich sammle möglichst viel Erfahrung und Wissen.“

Das kann auch durchaus sinnvoll sein. Mein Rat ist dann aber immer, so früh wie möglich die Zielsetzung zu klären. Wenn es sich um einen kleinen Laden mit fünf oder zehn Leuten handelt, dann wird der Junior auch operativ eingespannt sein und dann kann es sinnvoll sein, dass er eine Fachausbildung macht. Wenn es aber schon 300 Leute sind mit dem Ziel, das noch größer zu machen, dann hat der Junior einen anderen Job. Je früher das klar ist, desto früher können beide Generationen den Weg dahin gestalten.

In einem Coaching hatte ich mit einer Tochter zu tun, die die Nachfolge des Vaters als Geschäftsführerin antreten sollte. Der Vater hatte zu ihr gesagt: „Du musst vorher noch in andere Firmen reinschnuppern und kommst in zwei bis drei Jahren zu uns.“ Um auf den Job des Vaters vorbereitet zu sein, hätte sie aber nicht irgendwo und irgendwie, sondern als Assistentin der Geschäftsführung arbeiten müssen. Doch es stellte sich heraus, dass im passenden Marktsegment nur zwei Firmen auf der ganzen Welt dafür in Frage kamen, die allerdings dummerweise als Mitbewerber die Nummer zwei und drei waren, neben der väterlichen Firma als Marktführer. Da zog es die Tochter vor, sofort einzusteigen, und sie sagte zu ihrem Vater: „Du bist der, von dem ich am meisten lernen kann. Das hier ist meine offizielle Bewerbung. Willst du’s?“

Und wie ist Ihre Erfahrung mit der der Bedeutung von Wissen, Verantwortung und Antworten? Schreiben Sie mir doch mal darüber. Aber vor allem: Sprechen Sie andere Unternehmer darauf an und tauschen sich mit ihnen darüber aus!

 

Frohes schaffen
und keep on burning!

Timo Kaapke

Foto von Timo Kaapke

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