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Der blinde Fleck des Unternehmers: Warum Geschäftsführende Gesellschafter zwei Jobs haben.
25.09.2021
Timo Kaapke

Vor einigen Tagen rief mich ein Unternehmer an, der mein Buch FROHES SCHAFFEN gelesen hatte und nun an einem Coaching mit mir interessiert war. Er erzählte mir, dass die Firma bombig liefe und sie gutes Geld verdienten. „Aber“, sagte er dann mit etwas belegter Stimme, „mir wird das alles zu viel, ich fühl mich total platt und bin trotz des Erfolges total unzufrieden.“

Ich fragte ihn: „Sie sind Geschäftsführender Gesellschafter, richtig?“ „Ja, das stimmt“, bestätigte er. „Das bedeutet“, legte ich ihm auseinander, „dass Sie zwei Jobs gleichzeitig machen: den des Geschäftsführers und den des Gesellschafters. Kein Wunder, dass Sie sich so platt fühlen …“

Augenöffner für Unternehmer

Das mit dem Doppeljob ist für mich in vielen Coaching-Gesprächen ein guter Anknüpfungspunkt, wenn, wie ich das gerne ausdrücke, beim FROHEN SCHAFFEN das Frohe zugunsten des Schaffens auf der Strecke bleibt – insbesondere bei Unternehmen in Wachstums- oder Veränderungsphasen.

Für meine Klienten ist das immer ein echter Augenöffner, denn als Geschäftsführende Gesellschafter verstehen sich die Wenigsten. Sie sehen sich einfach als „Chef“. Als Gesellschafter haben sie sich nur einmal im Leben beim Unterschreiben des Gesellschaftsvertrages gefühlt. Ab da waren sie, wenn sie überhaupt in Positionen dachten, Geschäftsführer – und eben der, dem der Laden gehört.

Die Doppelrolle bewusst machen

Manche sind dann in Sorge, ob es denn ein Fehler sei, beide Jobs gleichzeitig zu machen, weil sie meistens ja nur zu gerne mitmischen wollen und sich nicht vorstellen können, nur noch so ein Art Beirat zu sein oder nur noch auf dem Ledersessel zu sitzen und das Geld zu zählen …

„Nein“, meine ich, „es ist nur wichtig, dass Sie den blinden Fleck entdecken und sich Ihre Doppelrolle bewusst machen.“ Denn es ist zwar super, wenn ein Geschäftsführer auch unternehmerisch denkt und nicht nur als Betriebsleiter agiert, aber dennoch ist seine Rolle vor allem die des Managers, der die Geschäfte führt und verantwortlich für den operativen Erfolg der Firma ist.

Ein Gesellschafter dagegen ist der Inhaber des Unternehmens, und er hat die Aufgabe, den Geschäftsführer zu führen, er hat also keine Management-Rolle, sondern er ist zu hundert Prozent Unternehmer. Die meisten mittelständischen Unternehmer, die ich kenne, sind aber oft nur zu fünf oder zehn Prozent in der Unternehmer-Rolle unterwegs und haben über die unterschiedlichen Rollen auch noch nie richtig für sich nachgedacht.

Manch einer sagt dann, er sei doch eh schon überlastet, und jetzt würde ich ihm noch sagen, er solle sich bewusst machen, dass er sogar zwei Jobs habe: „Das macht es ja schlimmer anstatt besser!“

Aber de facto mache ich den Unternehmern nur sichtbar, warum sie sich so überlastet fühlen: wegen einer Doppelaufgabe, die sie haben, der sie aber nicht nachkommen, weil sie ihnen nicht wirklich klar ist. Sie spüren nur, dass sie eigentlich mehr am Unternehmen oder strategischer arbeiten müssten, aber irgendwie kommen sie nicht dazu – und das macht den Stress aus.

Die Überlastung entsteht im Kopf

Es ist also eine ganz schön widersprüchliche Konstellation, in der viele Unternehmer da leben. Und es wäre schon ein Fortschritt, wenn der Gesellschafter und der Geschäftsführer in ihnen mal in einen konstruktiven Dialog miteinander kommen könnten. Ich muss da immer an den Song Just the Two of Us von Grover Washington Jr. denken, in dem es heißt:

Just the two of usWe can make it if we try …

In dem Moment, wo Unternehmer verstehen, dass es nicht der eine Job ist, der sie überlastet, sondern dass sie im Kopf noch einen zweiten Job haben, den sie gar nicht oder nur wenig ausfüllen, und dass sie das im Unterbewusstsein stresst, können sie ihre Entscheidung treffen, welchen der beiden Jobs sie in welchem Umfang machen wollen oder welchen vielleicht sogar gar nicht mehr.

Für viele ist das so etwas wie ein Gamechanger. Alleine schon die Erkenntnis, dass es völlig okay und zulässig ist, sich mehr Zufriedenheit im Job zu wünschen! Das ist für viele, insbesondere die 50-60-jährigen Unternehmer, schon ein großer Schritt, weil sie den Glaubenssatz „Ich darf nicht klagen, sondern muss kämpfen“ verinnerlicht haben.

Den Rollen-Mix gestalten

Nun können sie auf einmal anfangen, ihren zukünftigen Rollen-Mix zu designen und zu überlegen, wie denn ein Arbeitstag oder eine Arbeitswoche laufen müsste, damit sie zufrieden wären – sie beginnen zu visionieren, wie ich das gerne nenne. Das ist ein kreativer Prozess, der da in Gang kommt, der zunächst einmal scheinbar nichts mit dem Job zu tun hat, denn jetzt arbeiten sie mal nicht an den Produkten oder den Kunden, sondern an sich selbst.

Manche gestalten dann ihren Job zum ersten Mal in ihrem Leben ganz bewusst, während sie sich bisher immer eher den Notwendigkeiten der Firma angepasst haben. Und sie verstehen: Es gibt nur einen Menschen auf dem Planeten, der ihre Vision, ihre eigene Idee von Unternehmersein umsetzen kann – und das sind sie selbst.

Und dann beginnen sie Schritt für Schritt, sich ganz konsequent erst von allen Fachkraft- und dann nach und nach auch von vielen Management-Aufgaben zu lösen und nicht mehr zu delegieren, sondern wirklich abzugeben, und dadurch gerät auch im Unternehmen ganz viel in Bewegung. Denn solange der Chef hauptsächlich Management betrieben hat, haben seine Manager notgedrungen als Fachkräfte agiert, und die Fachkräfte dann de facto mehr als Handlanger, und dadurch, dass er sich nun „nach oben“ mehr in die Unternehmer-Rolle verändert, kehrt sich das insgesamt wieder um.

Das entlastet die Unternehmer und sie schlafen dann meist ruhiger. Ich frage sie gerne: „Was ist das erste, woran Sie denken, wenn Sie morgens aufwachen, und das letzte, wenn Sie abends einschlafen?“ Das müssen nicht Schäfchen oder Blumenwiesen sein, aber vielleicht eine Vision oder eine unternehmerische Idee, oder natürlich auch die Familie oder Freizeitaktivitäten. Wenn es aber ein Kunden-Projekt ist oder ein Mitarbeiterproblem, dann spricht das dafür, dass sie operativ noch total involviert sind. Und solange sie das sind, ist es schwierig, die Unternehmer-Rolle einzunehmen.

Nachfolge – aber in welcher Rolle?

Das Thema spielt übrigens auch eine Rolle in Coachings, in denen es um die Nachfolge geht. Wenn ich dort die Doppelrolle thematisiere, dann wird manchem Senior bewusst, dass seine Tochter oder sein Sohn gar nicht zwingend in die Geschäftsführungs-Nachfolge muss. Sondern es auch möglich ist, dass sie oder er „nur“ die Nachfolge als Gesellschafter antritt und ein angestellter Geschäftsführer die Geschäftsführung macht.

Auch für die Junioren ist das oft ein befreiender Riesen-Aha-Effekt: dass Anteile zu erben und als Gesellschafter damit verantwortungsvoll zu investieren und umzugehen nicht zwangsläufig heißt, dass sie auch die operative Geschäftsführung machen müssen.

Und wie gehen Sie mit Ihrer Doppelrolle um? Schreiben Sie mir doch mal darüber. Aber vor allem: Sprechen Sie andere Unternehmer darauf an und tauschen sich mit ihnen darüber aus!

 

Frohes schaffen
und keep on burning!

Timo Kaapke

Foto von Timo Kaapke

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