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Transparenz befreit uns Unternehmer: Warum es Sinn macht, über Geld zu reden.
17.04.2021
Timo Kaapke

Transparenz in Unternehmen? Viele mittelständische Unternehmer sind da eher skeptisch, denn der Satz „Über Geld redet man nicht!“ hat für sie zumindest unbewusst immer noch Gültigkeit. Zugleich beklagen sie sich darüber, dass ihre Mitarbeiter nicht so selbstständig arbeiten, wie sie sich das wünschen.

Dabei ermöglicht erst Transparenz unseren Mitarbeitern, im Sinne des Unternehmens zu handeln. Und uns Unternehmern ermöglichen die handlungsfähigeren Mitarbeiter, endlich Arbeit im Tagesgeschäft abzugeben und uns mehr auf die Unternehmerrolle zu konzentrieren. 

Transparenz für den Steuerberater

Dass man über Geld besser nicht zu viel reden sollte, auch nicht mit den eigenen Mitarbeitern, ist ein in vielen Unternehmern tief verwurzelter Glaubenssatz. „Transparenz ist ja gut und schön, aber es reicht, wenn der Steuerberater meine Zahlen kennt“, erzählte mir mal einer im Sparring. Hinter dieser Zurückhaltung steckt die Angst vor Fehlinterpretation, Neid, Verunsicherung, auch Verschwendung oder gar Betrug.

Historisch gesehen hatte die Strategie, die Mitarbeiter so kurz zu halten, sogar mal einen Sinn: Als sie durch Standardisierung noch klare Vorgaben für richtige Entscheidungen hatten, war ein Wissen über finanzielle Details im Unternehmen unnötig und hätte sie womöglich sogar eher verwirrt.

Wie steht’s?

Heute gibt es in den meisten Unternehmen wegen der Komplexität, die auf sie von außen einwirkt, oft keinen Maßstab mehr für eine richtige Entscheidung. Mitarbeiter brauchen deswegen für viele Situationen auch keine Standards und keine Checklisten mehr, sondern Entscheidungsspielräume und einen Rahmen, an dem sie sich orientieren können. Und zu dem gehören weiche Faktoren wie Werte und Unternehmenssinn, aber auch harte wie transparente Zahlen, Daten und Fakten.

Ich vergleiche das immer gerne mit einem Basketballspiel. Da herrscht auch eine ungeheure Dynamik und die Spieler müssen permanent Entscheidungen treffen. Dazu müssen die Spieler zum einen wissen, dass nicht Fußball oder Handball gespielt wird, und sie müssen die Spielregeln kennen. Und im Spiel selbst müssen sie wissen, wie der Spielstand ist, damit sie die taktisch richtigen Spielzüge machen. Im Fußball haben das die Spieler meist im Kopf, weil nicht so viele Tore fallen. Im Basketball kann der Spieler nur in den ersten 3 Minuten mitzählen, aber da ständig etwas passiert und es Zwei-Punkt- und Drei-Punkt-Körbe gibt, würde er nach 5 Minuten ohne das Scoreboard, das den Punktestand und die Spielzeit zeigt, völlig den Überblick verlieren.

Transparenz über den Spielstand

Stellen Sie sich mal einen Moment vor, es gäbe kein Scoreboard. Dann müssten die Spieler über den Spielstand spekulieren und auf gut Glück agieren. Oder aber vor jeder Spielaktion zum Trainer rennen und ihn fragen, wie es steht und was taktisch gerade sinnvoll ist. Es gäbe ein ziemliches Chaos auf dem Spielfeld. Das ist aber im übertragenen Sinn genau die Konstellation, in der viele Unternehmen arbeiten.

Mit Transparenz im Unternehmen meine ich so eine Art von Scoreboard, das den Mitarbeitern den Spielstand anzeigt und ihnen damit die für den Spielstand angemessenen Entscheidungen und Aktionen ermöglicht. Welche Zahlen das genau sein müssen, das müssen Sie mit Ihren Mitarbeitern zusammen selbst rauskriegen. Ich kann aus meiner Erfahrung nur zwei Grundregeln nennen, die Sie beachten sollten: Wählen Sie nur wenige aussagekräftige Zahlen aus statt zu vieler („less is more“), und hauen Sie die Zahlen den Mitarbeitern nicht nur einfach um die Ohren, sondern zeigen Sie ihnen auch, wie sie die lesen und beeinflussen können.

Der kann ja viel mehr!

Wenn ich so mit anderen Unternehmern über Transparenz rede, höre ich oft den Einwand: „Aber sind die Mitarbeiter wirklich in der Lage, mit diesen Zahlen angemessen umzugehen?“ Ich gebe dann zu, dass ich mich das früher auch gefragt habe, und erzähle gerne von meinem Magic Moment, der mir die Antwort gegeben hat. Eines Morgens vor einigen Jahren trank ich in unserer Firmenküche eine Tasse Kaffee mit einem unserer talentiertesten Designer, den ich nur als kreativen, aber auch etwas entrückten Künstlertypen kannte. Erst smalltalkten wir ein wenig, dann erzählte er: „Ich habe ein Haus gekauft und koordiniere gerade die Handwerker für den Umbau. Für die Finanzierung bin ich zur Bank gegangen und habe mit denen verhandelt. Mein Zins ist eins Komma irgendwas Prozent. Du hast ja Ahnung von Geld, ist das okay?“

Mir fiel fast der Kaffeelöffel aus der Hand, denn dieser „Künstler“ erzählte mir da ganz locker, dass er gerade ein Haus gekauft und mit der Bank einen 6stelligen Kredit mit einem Top-Zinssatz ausgehandelt hatte und dass er Handwerker koordinieren würde . Und da wurde mir schlagartig klar: Er ist Designer, aber er kann ja noch viel mehr!

Who are you?

Am Abend dachte ich zu Hause noch weiter über das Gespräch nach und erkannte: Er konnte privat Dinge, die er in der Firma nicht machte, weil unsere Spielregeln das gar nicht vorsahen. Aber was wäre, wenn wir es ihm und den anderen ermöglichen würden?

Das war damals eine Zeit, in der ich sehr überlastet war und in Gefahr stand, den Spaß an meinem Job zu verlieren. Ständig wurde ich um Entscheidungen gebeten und mit Themen konfrontiert, die mich viel Zeit kosteten. Ich dachte damals oft: „Unternehmersein habe ich mir anders vorgestellt.“

Im Hintergrund lief an diesem Abend Who are you von The Who, und da wurde mir plötzlich klar, dass ich Unternehmer war und auch so arbeiten wollte. Und dass ich dafür aber auch mehr in der Unternehmer-Rolle agieren musste. Und dass ich das nur würde tun können, wenn meine Mitarbeiter mich in anderen Fragen des Tagesgeschäftes mehr entlasteten. Aber dazu musste ich sie mit dem richtigen Orientierungsrahmen ausstatten! Das war dann der Anstoß für mich, unsere finanzielle Situation dem Team offenzulegen und es in finanzielle Entscheidungen einzubeziehen.

Das ist nicht mein Geld!

Zugegeben, manchmal durchzuckt es mich noch und es fühlt sich plötzlich so an, als würden meine Mitarbeiter da mit „meinem“ Geld agieren. Aber mir hilft dann, wenn ich mir bewusst mache: Das ist nicht mein Geld! Das ist es nur, wenn es irgendwann an mich ausgeschüttet wird. Aber in dem Moment, in dem meine Mitarbeiter im Unternehmen Geld ausgeben, ist es das Geld des Unternehmens. Genau mit diesem Verständnis rede ich mit meinen Mitarbeitern über Geld und versetze sie in die Lage, damit verantwortungsvoll und unternehmerisch umzugehen.

Wenn wir Unternehmer unseren Mitarbeitern keine Transparenz, keinen Orientierungsrahmen geben, dürfen wir uns nicht darüber beschweren, dass sie nicht selbstständig arbeiten und wir uns ständig im operativen Geschäft verzetteln.

Und wie ist Ihre Erfahrung mit der Selbstständigkeit Ihrer Mitarbeiter? Schreiben Sie mir doch mal darüber und über die Transparenz in Ihrem Unternehmen – und sprechen Sie andere Unternehmer an und tauschen sich mit ihnen darüber aus!

 

Frohes schaffen
und keep on burning!

Timo Kaapke

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