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Begeisterungskiller für Unternehmer und Unternehmen: Über die Macht der Gewohnheit im Mittelstand.
23.01.2023
Timo Kaapke

Unsere Mitarbeiter oder unsere Kunden schauen nicht immer mit derselben Begeisterung auf unsere Unternehmen wie wir mittelständischen Unternehmer. Aber auch wir selbst erleben Schwankungen in unserem Feuer für den eigenen Laden.

Für diese Berg- und Talfahrten gibt es viele sachliche Gründe außerhalb und innerhalb unserer Unternehmen. Sie haben jedoch ebenso mit einem ganz simplen Abnutzungseffekt zu tun, den Sie sicherlich auch von sich kennen: Wir gewöhnen uns früher oder später an das, was wir zunächst toll finden. Unsere Begeisterung transformiert sich in Normalität und Gewohnheit.

Abflachende Begeisterung

Das erleben wir auch, wenn wir frisch verliebt sind. Da finden wir zunächst alles, was die Partnerin oder der Partner sagen und tun, großartig. Doch wenn wir nicht aufpassen, kann unsere gegenseitige Begeisterung schnell abflachen.

Ähnlich passiert das bei unseren Mitarbeitern. Das merkte ich zum Beispiel noch vor kurzem, als ich ein Gespräch mit einer Bewerberin hatte. Natürlich haben Bewerber kein Interesse, etwas Negatives zu sagen. Doch das Bild, das sie von unserer Firma malte, war durchaus realistisch, und sie wirkte sehr überzeugt davon.

Sie erzählte, dass sie sich schon mit allen möglichen Arbeitgebern beschäftigt habe und dass wir wirklich ihre erste Wahl seien. Am Abend, als ich das Gespräch für mich rekapitulierte und „Hey Joe“ von Jimi Hendrix hörte, dachte ich: Sie hatte Argumente gebracht, die ich alle auch kenne. Aber weil das für sie alles noch so neu und unverbraucht war, hatte ich die Begeisterung spüren können, mit der sie auf unser Unternehmen schaute.

Mir wurde in diesem Gespräch bewusst, dass ich an so viele tolle Einzelheiten, die unser Unternehmen ausmachen, schon gewöhnt bin und das mit der Zeit immer weniger als so großartig empfinde wie eine Bewerberin, für die das alles noch ganz neu ist.

Keine Selbstverständlichkeit

Gemerkt habe ich das auch bei einem Mitarbeiter, der bei uns gekündigt und dann lange Jahre bei einer anderen Firma gearbeitet hatte und sich nun wieder bei uns bewarb. Da er fachlich super war, war ich gern bereit, ihn wieder einzustellen.

Im Gespräch erzählte er mir, wie sehr es ihn mit der Zeit in der anderen Firma gestört habe, wie dort mit den Mitarbeitern umgesprungen worden sei. Erst nach einigen Jahren habe er so richtig realisiert, wie viel angenehmer das bei uns im Umgang miteinander gewesen sei.

Er hatte dort faktisch den gleichen Job gemacht, aber nach und nach hatte er verstanden, dass das, was er bei uns kennengelernt hatte, offensichtlich nicht überall selbstverständlich war.

Völlig normal

Selbst unsere Kunden sind nicht unberührt vom Gewöhnungseffekt. Ich erinnere mich zum Beispiel an einen, der einzelne Projekte mal als Testballon bei anderen Spezialisten platziert hatte, die das vielleicht besser könnten.

Erfreulicherweise stellte sich dann heraus, dass die Mitbewerber nicht besser waren, im Gegenteil. Da ging es gar nicht nur um Produktqualität, sondern eher um Zuverlässigkeit, die bei uns einen hohen Stellenwert hat, etwa im Zusammenhang mit Termin- und Preiszusagen.

Aber auch im Unternehmen selbst gibt es Gewöhnungseffekte in Bezug auf die eigenen Standards. Ich erinnere mich, wie wir mal eine Kundin, die Chefin einer großen Firma, gefragt haben: „Was schätzen Sie eigentlich besonders an uns?“ Wir hatten gedacht, da käme so etwas wie „Kreativität“ oder jedenfalls ein Aspekt an konkreter Beratungsqualität.

Aber ihre Antwort lautete: „Ihr seid zuverlässig. Wenn Ihr sagt, das ist nächste Woche um 16 Uhr fertig, dann ist das so. Ihr habt noch nie einen Termin abgesagt. Das kennen wir auch anders von anderen.“

Wir hatten zwar die Zuverlässigkeit als Wert, der uns wichtig ist, auf dem Schirm, aber dass das für Kunden ein so großes Plus sein könnte, das war uns nicht mehr bewusst gewesen, dafür waren wir schon viel zu sehr gewöhnt an die eigene Zuverlässigkeit.

Der fehlende Kick

Schließlich tritt die Gewöhnung als Begeisterungskiller leider auch bei uns Unternehmern auf. Zum einen sind wir genau wie unsere Mitarbeiter und unsere Kunden in Gefahr, das Besondere unserer Arbeit mit der Zeit für selbstverständlich zu halten.

Viele Unternehmer sind dann auf einmal auf so eine ganz typische Art gelangweilt. Die Firma läuft gut, aber irgendwie fehlt ihnen der Kick. Nach meiner Beobachtung kommt diese besondere Art von Langeweile der Unternehmer daher, dass die Erfolge ihrer Arbeit von heute oftmals auf unternehmerischen Ideen und Impulsen fußen, die sie Monate, manchmal Jahre vorher gesät haben. Und das führt dazu, dass sie die Erfolge gar nicht als Erfolge erleben – weil sie zunächst unsichtbar sind.

Und wenn ich das Gefühl habe, dass meine Arbeit keine Erfolge hervorbringt, dann ist das so wie das Gefühl von Nicht-Vorankommen im Stau auf der Autobahn. Und ich brauche Ihnen nicht zu erzählen, wie sehr das langweilen kann.

Wenn es irgendwie läuft

Zum anderen kann sich aber auch der Inhalt unserer Arbeit mit der Zeit verändern. Am Anfang bauen wir unsere Unternehmen auf und gehen dabei durch Höhen und Tiefen, sodass von Gewöhnung keine Rede sein kann. Doch früher oder später kommt dann der Moment, wo es irgendwie läuft, wo die Aufbauarbeit erst einmal geleistet ist.

Und dann schalten wir vom Modus des Kreierens, des Erschaffens in einen anderen Modus um, da geht es immer weniger ums Gestalten, sondern ums Erhalten, vielleicht sogar das Verwalten.

Das Problem: Wir werden in dieser Phase mit dem, was wir bisher gemacht haben, weniger gebraucht, unsere Aufgabe verändert sich.

Das kann zu Langeweile, Gewöhnung und dem Verlust der eigenen Begeisterung für das Unternehmen führen, und manche von uns müssen sich beruflich oder privat neue Aufgaben suchen. Oder es führt dazu, dass wir mit der Zeit unsere eigentliche Aufgabe als Unternehmer aus den Augen verlieren.

Begeisterung in Strategie übersetzen

Doch auch wenn der Aufbau abgeschlossen ist, braucht ein Unternehmen den Unternehmer, der das Ganze im Blick hat und über das Tagesgeschäft hinaus weiterdenkt. Der sich aus der Fachkraft- und Manager-Rolle ruhig immer weiter zurückziehen darf, der aber umso mehr in der Unternehmer-Rolle gebraucht wird.

Wir Unternehmer sind es, die den Gewöhnungseffekt kritisch reflektieren und unsere Begeisterung bewusster ins Unternehmen transportieren und auf Mitarbeiter und Kunden ausstrahlen müssen.

Und wenn je mehr wir unsere eigene ursprüngliche Begeisterung wiederfinden und dann in Unternehmens- und Markenstrategie übersetzen, dann wir sind selbst es auch, die wiederum davon profitieren: Weil unsere Begeisterung dann immer wieder durch das Feedback der anderen angestachelt und auf diese Weise dauerhaft am Leben erhalten wird.

Und welche Gewöhnungseffekte nehmen Sie bei sich, Ihren Mitarbeitern und Kunden wahr? Schreiben Sie mir doch mal darüber. Aber vor allem: Sprechen Sie andere Unternehmer darauf an und tauschen sich mit ihnen darüber aus!

 

Frohes schaffen
und keep on burning!

Timo Kaapke

Foto von Timo Kaapke

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