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Auch Unternehmer dürfen genießen: Über den Unterschied zwischen Luxus und Protz.
12.12.2021
Timo Kaapke

Ein Unternehmer erzählte mir mit leuchtenden Augen von seiner geplanten Golf-Woche in Andalusien. Aber dann verdüsterte sich sein Blick und er sagte: „Ich frag mich schon, ob das okay ist, dass ich mir so einen Luxus mehrfach im Jahr leiste.“

Dieses Thema ploppt öfter in meinen Coachings auf, es beschäftigt viele Mittelständler. Was und wie viel darf ich mir gönnen? Für mich steckt da aber eine andere Frage hinter: Sind wir Unternehmer es uns wert, dass wir uns ab und zu auch mal etwas Gutes tun?

Fertig sind wir nie

Ich kenne zunächst mal keinen Unternehmer, der nicht rund um die Uhr an sein Unternehmen denkt. Auch auf dem Golfplatz in Andalusien wird dieser Unternehmer das nicht einfach über Bord werfen, vielleicht kommt er dort im Gegenteil auf Ideen, die er im Büro nicht gehabt hätte.

Ein Kunde von mir hat mal den Satz gesagt: „Fertig sind wir Unternehmer nie!“ Ich finde, das stimmt insofern, als das Produkt, an dem wir Unternehmer arbeiten, unser Unternehmen ist. Und das ist tatsächlich nie fertig, sondern es entwickelt sich ständig weiter.

Aber: Damit unser Produkt sich wirklich gut weiterentwickeln kann, ist es wichtig, dass wir Unternehmer zwischendurch auch mal kleine Fertigungspausen einbauen.

Muskelaufbau für Unternehmer

Das ist wie beim Muskelaufbau im Kraftsport. Wenn Sie hart trainieren, dann baut Ihr Körper zunächst Muskelmasse ab. Wenn Sie dann regenerieren, baut er wieder sie wieder auf, und zwar immer noch ein bißchen mehr, als vorher da war – um für die nächste Trainigsanstrengung gewappnet zu sein. Aber das funktioniert nur, wenn Sie zwischen den Trainings auch wirklich Pausen einlegen.

Nun stellen Sie sich einfach vor, Sie sind der Muskel und Ihr Unternehmen der Körper. Wenn Sie als Unternehmer richtig Vollgas geben, machen Sie sich jedes Mal ganz schön kaputt. Und deshalb sollten Sie sich dazwischen Regenerationsphasen gönnen, in denen Ihre Kraft und damit auch das Unternehmen weiterwachsen kann. 

So eine Regenerationsphase kann ein Golfwochenende sein – oder jegliche andere Form von Auszeit. Aber sie kann auch darin bestehen, dass Sie sich einfach etwas Gutes tun oder gönnen. Etwas, woran Sie Freude haben und das Sie genießen können.

Und wenn Sie dann mal nur eine Woche Golf spielen, um Spaß zu haben, und dabei nicht so viel ans Unternehmen denken – dann ist das auch okay, denn es kommt als Regeneration dennoch Ihrem Unternehmen zugute.

Sehnsucht nach Wertschätzung

Dass wir uns bewusst ab und zu etwas Gutes tun, ist für mich auch noch aus einem anderen Grund wichtig. Wir alle tragen eine Sehnsucht nach Anerkennung und Wertschätzung in uns. Wenn wir Glück haben, sind um uns herum Menschen, die uns die geben. Aber mein Eindruck ist eher, dass wir davon selten genug bekommen, und wir Unternehmer noch ein bisschen weniger als andere. 

Weil wir das aber doch brauchen, kommt die Eigenverantwortung ins Spiel und wir müssen uns selbst darum kümmern. Etwas bewusst zu genießen, sich etwas Schönes zu gönnen, das ist ein Stück Wertschätzung uns selbst gegenüber. Das sollten wir uns wert sein!

Ich selbst nehme mir auch ganz bewusst häufiger Auszeiten von meinem Unternehmen, kleine Timeouts. Es hilft mir, aus der Ferne auf meinen Laden zu schauen. Ich sehe dann vieles durch einen neuen Blickwinkel und erkenne Dinge, die für mich drinnen unsichtbar bleiben.

Aber ich gönne mir auch anderen Dinge, zum Beispiel den Spaß an richtig guten Hemden. Oder an Autos. Ich freu mich einfach, wenn ich in einem schönen Auto sitze, das hebt mein Lebensgefühl.

Take your pleasure seriously

Eine andere Leidenschaft von mir sind Möbel. Ich habe zum Beispiel einen Lounge Chair mit Fußteil, entworfen von dem von mir sehr geschätzten Designer Charles Eames. Den habe ich mir, lange erträumt, 2002 gebraucht von einer Professorenwitwe gekauft. Einfach so. Von meinem ersten Geschäftsführergehalt, nachdem ich aus meiner zwei Jahre zuvor gegründeten Einzelgesellschaft eine GmbH gemacht hatte.

Einen neuen Sessel hätte ich mir nicht leisten können, aber der hier war noch super in Schuss, hatte nur ein paar Kratzer und etwas Patina. Gerade das gefiel mir, es war ein Sessel mit Historie, noch produziert in den Siebzigern in den USA von Herman Miller.

Der bodenständige Unternehmer in mir flüsterte damals dennoch: „Eigentlich hast du das doch gar nicht verdient.“ Heute würde ich dem lachend entgegnen: „Wenn ich mir was Gutes tue und mich daran erfreue, dann ist das völlig okay!“

Der Sessel hat alle Umzüge mitgemacht und einen festen Platz bei uns im Wohnzimmer. Meine Kinder nennen ihn liebevoll Loungy, und mich erinnert er auf angenehme Weise an meine Anfänge und tut mir einfach gut.

Gestern beim Nachdenken über diesen Blogtext habe in ihm ganz entspannt Pumped Up Kicks von Foster The People gehört und dabei an den großartigen Satz von Charles Eames gedacht: „Take your pleasure seriously“ – „Nimm dein Vergnügen ernst“.

Luxus vs. Protz

Genau das fällt vielen mittelständischen Unternehmern aber schwer. Das liegt für mich zum einen an einem falsch verstandenem Pflichtbewusstsein. Zum anderen steckt eine Verwechslung dahinter, die wir alle irgendwo in unseren Köpfen haben.

Denn Luxus hat in unserer Gesellschaft allgemein und im Mittelstand ganz besonders einen schlechten Ruf. Der kommt daher, weil wir ihn immer mit Protz gleichsetzen. Dabei steht Luxus letztlich für nichts anderes als etwas, an dem Sie Gefallen haben, das Sie genießen können, das Sie sich gönnen wollen.

Dabei geht es eben nicht darum, vor anderen zu protzen – nicht um Selbstdarstellung in der Hoffnung, dass andere einen toll finden. Sondern es geht vielmehr darum, sich selbst etwas zu gönnen, es geht um eine Selbsterfahrung. Protz ist nach außen gerichtet, aber Luxus nach innen.

Er gönnt sich das!

Mir wurde dieser Unterschied vor einiger Zeit beim Geschäftsführer von einem Kunden augenfällig, der einen Audi A7 fuhr. Der ist ja nun kein kleines billiges Popelauto, aber er hatte von außen keinerlei protzige Anmutung: kein Chrom, kein Typenschild, keine akustisch verstärkten Auspuffrohre, keinen Doppelspoiler oder was man da sonst oft alles so sehen kann. Der Wagen war nach außen in allem total dezent.

Aber als ich dann einen Blick ins Innere warf, sah ich, dass dort nicht gespart worden war: keine Alu-Leisten, sondern Holzoptik, ein besonderes Leder, alles in allem ein Interieur, in dem es an nichts fehlt.

Von außen war das aber nicht sichtbar, denn darum geht es meinem Kunden nicht. Er will nur im Auto seinen Spaß haben und das Fahren genießen können. Er gönnt sich das! He takes his pleasure seriously – Charles Eames hätte seine Freude daran …

Und was gönnen Sie sich? Können Sie Luxus genießen, der nur für Sie bestimmt ist? Schreiben Sie mir doch mal darüber. Aber vor allem: Sprechen Sie andere Unternehmer darauf an und tauschen sich mit ihnen darüber aus!

 

Frohes schaffen
und keep on burning!

Timo Kaapke

Foto von Timo Kaapke

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