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Der Senior lässt nicht los? Über eine kommunikative Falle für Nachfolger.
17.07.2024
Timo Kaapke

„Mein Vater lässt nicht los!“ – diese Klage höre ich oft von Junioren, die ins elterliche Unternehmen eingestiegen sind. Der Konflikt, der dahinter steht, gehört nach der Erfahrung aus meiner Arbeit in der Initiative NEXT GENERATION UNTERNEHMER zu den sieben zentralen Herausforderungen, mit denen Nachfolger mittelständischer Familienunternehmen konfrontiert sind.

Über vier dieser Herausforderungen werde ich Ihnen heute und in den nächsten drei Monaten mehr in diesem Blog berichten. Und wie so oft kommt es auch bei diesem Thema auf die Perspektive an, mit der wir darauf schauen. Ein Blickwechsel kann überraschende Erkenntnisse bringen, die zu der überraschenden Frage führen: Wer ist es, der hier nicht loslässt?

 

Vor die Wand gelaufen

„Ich habe bei meinem Vater immer das Gefühl, dass ich noch der kleine Sohn bin und nicht der Unternehmer, mit dem er sich auf Augenhöhe austauschen will.“ Tobias, der mir das erzählt, arbeitet schon seit über vier Jahren als Produktionsleiter im elterlichen Unternehmen, das mehr als 100 Mitarbeiter hat.

Er soll den Geschäftsbereich führen, doch sein Vater, der eigentlich für einen anderen, viel größeren Bereich verantwortlich ist, funkt ihm da ständig rein. Er sagt zwar immer so Sachen wie „mach du mal, das musst du entscheiden“, aber wenn Tobias dann was macht oder eigene Ideen entwickelt, kommt vom Vater unvermeidlich ein: „Nein, so geht das nicht!“

Eigentlich ist Tobias hochmotiviert, er will was auf den Weg bringen und es mangelt ihm nicht an Ideen. Aber er läuft immer vor eine Wand, wenn es um die letzte Entscheidung geht, vor allem, wenn Investitionen damit einhergehen.

 

Vollbremsung

Sein Vater fragt dann nicht nach seinen Vorstellungen, um daraus in der Rolle des Mentors im Pingpong-Dialog mit ihm einen Weg zu modellieren – der ja gar nicht unbedingt eins zu eins das sein muss, was Tobias sich vorstellt, aber doch zumindest darauf basiert.

Sondern der Senior neigt dazu, entweder Tobias‘ Vorschläge nach dem Motto „das geht gar nicht, überleg dir was Neues“ abzuwatschen und eine Vollbremsung zu machen. Oder aber er gibt aus dem Gefühl heraus, Tobias habe es einfach noch nicht drauf, Antworten, statt Fragen zu stellen, und überfährt ihn mit seinen Vorstellungen: „Nee, lass es uns besser so machen ...!“

Klar, dass das Tobias‘ Motivation und Kreativität beeinträchtigte, dachte ich, als ich am Abend nach dem Gespräch auf der Heimfahrt alles noch einmal Revue passieren ließ und dabei Pink von Aerosmith hörte. Und ich hatte Ähnliches auch schon von vielen anderen Nachfolgern gehört.

Da kamen dann zusätzlich zu der inhaltlichen Dimension, die in dem ungenügenden Eingehen auf die Vorstellungen der Junioren liegt, bei vielen noch Probleme auf der Tonspur dazu: Die Senioren sind gedanklich in ganz anderen Problemen unterwegs, vielleicht noch genervt vom letzten Kundengespräch, und reagieren dann zwischen Tür und Angel kurz angebunden und brüsk, was bei den Junioren als mangelnder Respekt rüberkommt.

Kein Wunder also, dachte ich, dass sich bei vielen Junioren der Eindruck festsetzt: „Der Senior lässt nicht los!“

 

Vom Loslassen abgehalten

Warum aber verhalten sich die Senioren so? Wenn die Junioren sie direkt darauf ansprechen, erleben sie häufig, dass sie sagen: „Ich lass doch los ohne Ende, wo soll ich denn noch loslassen?“ Und dass sie sich nichts mehr wünschen, als dass ihre Sprösslinge endlich mehr Eigeninitiative zeigen und Verantwortung übernehmen.

Tatsächlich gibt es aber schon ein paar Dinge, die Senioren vom richtigen Loslassen abhalten: Da ist zum Beispiel der Fakt, dass viele von ihnen das, was sie machen, wirklich gut können. Und es geht uns allen so: Wenn wir etwas gut können, wollen wir es auch weitermachen, weil wir daraus Anerkennung und Erfolgserlebnisse ziehen – die uns fehlen, wenn wir das nicht mehr machen.

Manchmal erwarten auch die Kunden, dass der Senior ihr Ansprechpartner bleibt und die Entscheidungen trifft, weil ihnen das einfach vertraut ist und sie Sicherheit daraus ziehen. Und nach meiner Erfahrung haben viele Senioren auch kein Hobby, ihr Lebensinhalt spielt sich mehr oder weniger vollständig im Lebenskontext „Unternehmen“ ab. Sie wissen nicht so recht, wo sie mit ihrer Energie hin sollen, wo sie Sinn finden können außerhalb des Unternehmens.

Und schließlich: Viele haben auch gar keine richtigen Freunde, ihr ganzes soziales Leben ist mit der Firma verkoppelt, und es ist nicht so einfach, sich da rauszuziehen.

 

„Der Schlüssel bist du!“

Doch trotz dieser Gründe, die Senioren das Loslassen schwer machen: Das ist nach meiner Wahrnehmung nicht das das Hauptproblem. Sondern die Klage „Der Senior lässt nicht los“ ist zumeist eher eine Wahrnehmung der Junioren und keine faktische Feststellung.

Und diese Wahrnehmung wird, wenn wir genauer hinschauen, gespeist durch das Verhalten der Junioren.

Das zeigte sich zum Beispiel auch, als ich mit Tobias tiefer in das Thema einstieg. Wir arbeiteten heraus, dass er in die Gespräche mit seinem Vater unbewusst in der Rolle des Sohns gegangen war: Aus der heraus erwartete er eigentlich ein Schulterklopfen, eine wohlwollende väterliche Reaktion. Der Subtext seiner Vorschläge war: „Schau mal, Papa, ich hab eine Idee!“, im Grunde so, wie er früher als Kind gerufen hatte: „Guck mal, ich kann schon einen Purzelbaum!“

Ausgelöst durch dieses im Kern kindliche Verhalten hatte sich der Vater einerseits – ebenso unbewusst – dieser Rollenkonstellation angepasst und nicht auf Augenhöhe, sondern eher von oben herab aus der Vater-Rolle heraus kommuniziert,  

„Der Schlüssel zur Lösung des Problems“, erkannte Tobias, „bin ich selbst.“ Wenn er sich in dem Bewusstsein auf die Gespräche vorbereite, sie in der Unternehmer- und nicht in der Sohn-Rolle zu führen, könne das zu einer anderen Erwartungshaltung gegenüber der Reaktion seines Vaters führen: „Dann bist du ein Stück weit besser darauf vorbereitet, dass es nicht nur Lob und Rückenwind, sondern auch kritische Nachfragen und Gegenwind geben kann – so, wie bei jedem anderen familienfremden Investor oder Unternehmer auch.“

Foto von Timo Kaapke

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Benehmt euch erwachsen!

Den Senioren das Loslassen zu erleichtern, das können Nachfolger also in hohem Maße durch eine bewusste Selbstführung schaffen. Damit verändern sie nicht die Senioren, aber ihr eigenes Verhalten, und damit ihre Beziehung zu den Senioren und so wiederum auch deren Verhalten.

Und wenn doch einmal wirklich das Nicht-Loslassen-Können der Senioren das Kernproblem ist, dann können Junioren das auch offen anzusprechen versuchen. Aber das ist je nachdem, wie stark der Kitt zwischen den beiden ist, oft auch dünnes Eis.

Doch je mehr der Junior dem Senior durch die Art und Weise seines erwachsenen Umgangs mit ihm Zutrauen entlockt, desto eher entsteht beim Senior ein gutes Gefühl und auch die Chance, sich entspannter auf andere Themen außerhalb des Unternehmens einzulassen.

Also, wie wär‘s so: Benehmt euch erwachsen und nicht kindlich, wenn ihr in der Firma eurem Vater gegenübertretet! Das ist eine Sache der Gesprächsvorbereitung, auch inhaltlich, aber vor allem auch mental.

Ich empfehle euch zum Beispiel, mal die Augen zu schließen und euch die Gesprächssituation von außen vorzustellen. Steht ihr oder sitzt ihr da, in welchem Raum seid ihr, wie fühlt sich das alles an, welchen Eindruck macht der Vater auf euch? Denn wenn ihr es euch vorstellen könnt, habt ihr es schon halb gemacht, und ihr entwickelt auch mehr Entschlossenheit.

Im Sparring übe ich mit Nachfolgern auch den Text für ein Intro, so vier bis fünf Sätze am Anfang, und wir arbeiten an einer Zielsetzung, an der sich das weitere Gespräch dann entlanghangeln kann. Auch den Umgang mit der Atmung und nicht zuletzt eine Reihe von Kommunikationstechniken üben wir dann.

 

Bewusstseinsvorsprung

Wer also lässt in diesen Gesprächssituationen nicht los? Der Senior? Oder nicht doch eher der Junior? Tatsächlich ist er es zumeist, der seine Kinder-Rolle nicht loslässt. Und wenn der Junior nicht loslässt, lässt der Senior eben auch nicht los.

Das Loslassen ihrer über die ganze Kindheit und Jugend eingeübten Rollen, das müssen sie beide miteinander lernen. So betrachtet trennt sie das nicht, sondern es verbindet sie.

Wenn ich euch das als Junioren bewusst macht, habt ihr schon einen kleinen Bewusstseinsvorsprung. Daraus könnt ihr was machen. Das ist dann wirklich unternehmerische Denke: ein Problem zu erkennen, es zu hinterfragen, zu verstehen und dann zu lösen. Das ist Unternehmersein in Reinkultur –­ willkommen in der Welt der Unternehmer!

Wie ist das bei Ihnen: Haben Sie ähnliche Erfahrungen als Junior oder Senior gemacht? Können Sie loslassen – sowohl Verantwortung als auch klassische Familienrollen? Mit welcher Erwartungshaltung und in welchen Rollen gehen sie in solche unternehmerischen Generationendialoge? Schreiben Sie mir doch mal darüber. Aber vor allem: Sprechen Sie Ihren Senior oder Ihren Junior oder andere Unternehmer darauf an und tauschen sich mit ihnen darüber aus!

 

Frohes schaffen
und keep on burning!

Timo Kaapke

Foto von Timo Kaapke

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