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Unser Unternehmersein: eine Gratwanderung – Mittelständische Gedanken über den Film „Ferrari“.

Ein mittelständisches Ehepaar hat ein Unternehmen zusammen erfolgreich aufgebaut und besitzt je zur Hälfte die Anteile. Die beiden haben sich früh auseinandergelebt, aber nicht scheiden lassen. Ihr Sohn, der potenzielle Nachfolger, stirbt mit nur 25 Jahren. Der Mann hat da schon lange eine Geliebte, mit der er einen zweiten Sohn bekommen hat.

Als das Unternehmen in Schieflage gerät, ist die Ehefrau bereit, ihrem Mann die vollen Rechte an der Gesellschaft zu überlassen – doch im Gegenzug hat sie eine Bedingung ...

Typisch Familienunternehmen, oder? Doch es ist keixn gewöhnliches Unternehmen, um das es hier geht. Es geht um Ferrari, die legendäre Sport- und Rennwagenmarke – und den Film „Ferrari“ von 2023. Ich erzähle Ihnen heute davon, wie immer aus mittelständischer Unternehmerperspektive – und setze damit meine Reihe von Texten über unternehmerisch interessante Filme fort.

 

Brutale Entschlossenheit

Der Film spielt im Sommer 1957. Enzo Ferrari, der Gründer der gleichnamigen Automarke, befindet sich in einer tiefen Krise – privat und beruflich.

Privat hat er mit dem kürzlichen Tod seines Sohnes und geplanten Nachfolgers Dino zu kämpfen. Seine Ehe mit Laura ist angespannt, und er hat eine Affäre mit Lina Lardi, mit der er einen weiteren Sohn, Piero, bekommt. Lina fordert, dass dieser Sohn öffentlich den Namen Ferrari erhalten soll.

Geschäftlich steht seine Firma am Abgrund. Enzo setzt alles auf das berühmte Autorennen Mille Miglia (rund 1.000 Meilen quer durch Italien), in der Hoffnung, mit einem Sieg sein Unternehmen und seinen Ruf zu retten. Er setzt seine Fahrer dafür unter Druck und verlangt von ihnen eine „brutale Entschlossenheit, zu gewinnen“.

Massive Schwierigkeiten

Während des Rennens verursacht einer seiner Wagen – dessen Fahrer sich vorher, um in Führung zu bleiben, geweigert hat, die Reifen zu wechseln –einen schweren Unfall. Der Fahrer, sein Navigator und neun Zuschauer, darunter Kinder, werden getötet. Ein anderer Ferrari-Wagen gewinnt das Rennen, doch der Unfall bringt Ferrari in massive Schwierigkeiten – juristisch, moralisch und in der Presse.

Am Ende überlässt Laura Enzo die Macht über die Firma. Und sie unterstützt ihn mit ihrem ausgezahlten Anteil dabei, die Presse in der Berichterstattung über die Schuld an dem Unfall zu bestechen. Doch sie stellt dafür diese Bedingung: dass er seinem Sohn Piero den Namen Ferrari erst nach Lauras Tod zusprechen wird.

So weit die Handlung des Films. Nachzutragen ist, dass Enzo von allen Anklagen wegen des Unfalls während der Mille Miglia freigesprochen wurde. Piero, der mit 19 Jahren als Ingenieur zu Ferrari kam, wurde 1978 nach Lauras Tod von Enzo adoptiert und führte ab da den Namen Ferrari. Enzo starb zehn Jahre später 1988. Im selben Jahr wurde Piero Vizepräsident und Anteilseigner des Unternehmens, in das Fiat 1969 mit zunächst 50 Prozent eingestiegen war – und er ist es bis heute.

 

Inspirationen und Warnhinweise  

Aus dem Film lassen sich für uns Unternehmer sowohl Inspirationen als auch Warnhinweise ableiten.

Abschauen können wir uns etwas von Enzos Beharrlichkeit und seinem Durchhaltevermögen und davon, wie auch in großer Unsicherheit bereit ist, große Risiken einzugehen. Zudem misst er sich mit Wettbewerbern, treibt Technik voran, ist nicht zufrieden mit dem Status quo. Er zeigt unbändigen Willen, sich ständig weiterzuentwickeln.

Doch der Film zeigt auch, wie teuer Fehler oder Unachtsamkeiten sein können – nicht nur finanziell, sondern menschlich und moralisch. Und dass private Konflikte, wenn sie zu groß werden, ein Unternehmen gefährden können.

 

Marke und Nachfolge

Natürlich hat mich auch angesprochen, dass meine beiden Kernthemen Marke und Nachfolge hier eine so wichtige Rolle spielen.

Ferrari ist schon damals eine Marke mit großer Zugkraft. Beim Streit darum, ob und wann Piero den Namen tragen darf, geht es um weit mehr als nur einen Familiennamen. Interessant fand ich insbesondere, dass die Marke zum Zeitpunkt der Filmhandlung offensichtlich vor allem mit den Rennsport assoziiert wird. Die Siege dort sollen auch auf das Geschäft mit den Serienautos ausstrahlen, doch das tun sie nicht ausreichend – der Hauptgrund für die wirtschaftlichen Probleme. Und ein Unfall wie der bei der Mille Miglia bedroht das ganze Unternehmen über in seinem Ruf und auch juristisch und finanziell.

Als Next Generation Unternehmer ist nicht nur der früh verstorbene erste Sohn Dino ein ausgesprochen vielversprechender Kandidat gewesen, der vom Vater auch gefördert und ernst genommen wurde. Sondern auch der etwa 13-jährige Piero lässt im Film in einem berührenden Gespräch auf Augenhöhe mit seinem Vater ein besonderes Verständnis für den Automobilbau erkennen.

 

Typisch Familienunternehmen

Als ich aber, nachdem ich den Film gesehen hatte, beim Sound vom Pump up Medley von Jan Delay nochmal meine Eindrücke rekapitulierte, fand ich über all diese Aspekte hinaus etwas Grundsätzlicheres faszinierend: Ferrari wird hier in seiner Frühzeit als mittelständisches Familienunternehmen gezeigt, das sich mit so typischen Konflikten um Nachfolge, Gütertrennung und Differenzierung von privaten und geschäftlichen Spielfeldern herumschlagen muss.

Auch die bei Ferrari haben nur mit Wasser gekocht, musste ich denken. Aber gleichzeitig wurde mir klar, dass nicht nur Ferraris Probleme typisch für ein mittelständisches Familienunternehmen sind, sondern auch die im Film gezeigten Stärken.

Denn Enzo wird als Unternehmenspatriarch gezeigt, der von einer Vision geleitet wird. Zugleich strahlt seine Persönlichkeit mit einer Mischung aus Rücksichtslosigkeit und Härte, aber auch Zuwendung und ansteckender unternehmerischer Begeisterung auf alle Mitarbeiter aus. Er feuert sie alle an mit seinem Unternehmerfeuer.

Ich bin überzeugt, dass nur ein Familienunternehmer wie Enzo Ferrari so einem Unternehmen solch eine Dynamik und Ausstrahlung geben konnte, wie sie die Marke groß gemacht hat und bis heute prägt.

Foto von Timo Kaapke

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Ansteckende unternehmerische Begeisterung

Mir hat zudem gefallen, dass das keiner dieser typischen „Erfolgsgeschichte“-Filme ist, der mit Erfolg und Applaus endet. Er zeigt vielmehr, dass Unternehmersein neben allen Zahlen, Daten und Fakten auch ein zutiefst menschlicher Prozess mit Widersprüchen, Emotionen und zuweilen drückender Verantwortung ist.

Unternehmerisches Handeln wird in diesem Film gezeigt als voller Kompromisse: zwischen Ehrgeiz und Sicherheit, zwischen Innovation und Kosten, zwischen Familie und Geschäft. Enzo muss Entscheidungen treffen, die gleichzeitig Chancen sind und Risiken mit sich bringen – und manche Opfer kosten, emotional oder materiell.

Wenn er unmittelbar nach dem Unfalltod eines Testfahrers gleich den nächsten Bewerber für den nächsten Tag ins Büro bestellt, wenn er seinen Fahrern einbläut, dass sie im Zweifelsfall für den Erfolg auch ihr Leben riskieren müssen, oder wenn er zynisch kommentiert, dass am Sonntag keine Mitarbeiter in der Werkstatt sind – dann denkt man schon spontan: Boah, wie kann man so sein? Aber wenn ich das in den unternehmerischen Kontext setze, wird es zwar nicht sympathischer, aber doch nachvollziehbarer.

Wir Unternehmer tragen alle ein Stück weit einen Zwiespalt in uns. Als einfach nur netter Mensch würde ich manches anders entscheiden, aber in meiner Rolle als Unternehmer habe ich gewisse Zwänge, Nöte sowie Qualitätsanspruch und Kreativität, die auch mich veranlassen, unbequeme, unpopuläre und für andere schwer nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen.  

 

Die Dosis macht das Gift

Wenn wir unserer unternehmerischen Vision konsequent folgen, ist das immer eine Gratwanderung. Da ist gnadenlose Fokussierung angesagt, weil wir nur so auch die notwendige Power freisetzen. Zugleich müssen wir unsere Leute begeistern und einladen, mitzumachen – wohl wissend, dass sich niemand so sehr identifiziert mit unserer Idee wie wir selbst.

Deshalb müssen wir es auch aushalten können, wenn sich unsere Leute weniger identifizieren. Dadurch entsteht oft ein Gefühl von Enttäuschung und Einsamkeit in uns und auch eine Distanz zu denen, die nicht genau denselben Blick auf das Unternehmen haben wie wir.

Für unser Unternehmersein bedeutet das, dass wir auf der einen Seite für unsere Firma brennen und wir auf dieser Basis unsere Mitarbeiter anzünden. Doch die Dosis macht das Gift. Es geht nicht immer nur um ein ‚je mehr, desto besser‘, sondern darum, unsere unternehmerische Power zu tarieren, damit wir unseren Laden nicht vor lauter Begeisterung überfordern und abfackeln.

 

Es geht ums Zusammenkommen

Wenn wir Unternehmer Erfolg wollen, dürfen wir vor lauter Begeisterung unsere Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, Kunden und der Öffentlichkeit nicht ausblenden. Manchmal geraten wir in die Gefahr, Menschen vor lauter Unternehmerfeuer als Mittel zum Zweck zu sehen – auch Enzo Ferrari ging das so.

Ich bin davon überzeugt, dass Unternehmen mehr denn je heute nicht nur die Aufgabe haben, Leute zu beschäftigen und Zeit gegen Geld zu tauschen. Es geht nicht nur um Maloche, sondern ums Zusammenkommen. Zu einer Arbeit, die sich nicht nur finanziell lohnt, sondern alle zum Mitmachen einlädt.

Der inhabergeführte Mittelstand ist dafür prädestiniert. Das Engagement und die Verbundenheit mit der Firma und den Menschen ist hier eine andere. Solange wir mittelständischen Unternehmer uns dessen bewusst bleiben, kann unser Unternehmerfeuer auf unschlagbare Art und Weise uns, unsere Nachfolger, Mitarbeiter, Kunden und alle, die unser Unternehmen von außen wahrnehmen, wärmen und inspirieren.

Wie ist das bei Ihnen: Leiden Sie auch darunter, dass sich im Unternehmen niemand so sehr identifiziert mit Ihrer Idee wie Sie selbst? Können Sie Ihr Unternehmerfeuer so tarieren, damit Sie Ihren Laden nicht vor lauter Begeisterung überfordern und abfackeln? Schreiben Sie mir doch mal darüber. Aber vor allem: Sprechen Sie andere Unternehmer darauf an und tauschen sich mit ihnen darüber aus!

Frohes schaffen
und keep on burning!

Timo Kaapke

Foto von Timo Kaapke

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