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Unternehmersein: Entschlossen statt verbissen? – Reflexionen über den Film „Big George Foreman“.
30.04.2025
Timo Kaapke

Vor wenigen Wochen starb der Boxer George Foreman. Mich hat das berührt, weil mich gerade erst ein Film über ihn zur unternehmerischen Reflexion gebracht hatte. Boxer und Unternehmer – passt das zusammen?

Ja, denn Foreman war tatsächlich erfolgreicher Unternehmer, und zum anderen sehe ich in seiner Entwicklung als Boxer und Mensch Anknüpfungspunkte für Unternehmer. Grund genug also, über diesen Film zu schreiben und damit meine 2021 begonnene (siehe TIMeOuts 46, 48, 50, 52 und 54) und im Februar 2025 (80) wieder aufgenommene Reihe von Beiträgen über unternehmerisch interessante Filme fortzusetzen.

Boxer und Prediger

Der Film zeigt George in wichtigen Momenten seines Lebens. In großer Armut aufgewachsen, wird er in kriminelle Machenschaften hineingezogen und hat eine „kurze Zündschnur“ mit häufigen gewalttätigen Wutausbrüchen.

Dann bricht er als 15jähriger 1963 die Schule ab und nimmt an einem staatlich geförderten Skills-Camp des „Job Corps“ teil, einem Programm der US-Regierung, das 16- bis 24jährigen kostenlose Aus- und Weiterbildung bietet.

Als George wegen seiner Wutausbrüche schon wieder kurz davor steht, aus dem Corps geworfen zu werden, kümmert sich Doc Broadus um ihn, der auf dem Gelände ein Box-Trainingslager Boxer leitet. George wird zu dessen gelehrigem und diszipliniertem Schüler.

1973 wird George Schwergewichts-Weltmeister, verliert aber 1974 gegen Muhammad Ali. Nach einer Nahtoderfahrung beendet er 1977 seine Karriere, um für die von ihm gegründete „Kirche des Herrn Jesus Christus“ zu predigen.

1987 steigt er wegen finanzieller Schwierigkeiten seiner Familie und seiner Kirche wieder in den Ring. Mit 45 Jahren wird er erneut Schwergewichts-Champion – der älteste der Boxgeschichte.

 

Talent und Fleiß

Was hat mich so fasziniert an dem Film, habe ich mich gefragt, als ich ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Ich fühlte mich irgendwie angesprochen, saß da noch einige Zeit, hörte dabei „Learning To Fly“ von Tom Petty and the Heartbreakers und ließ den Film in meinem Kopf Revue passieren.

George, dachte ich, wird auf der Straße sozialisiert. Er hat gelernt, sich von klein auf durchzuboxen und er hat tatsächlich Talent zum Boxen. Er lässt sich nicht unterkriegen und gibt alles, um weiterzukommen – der lebende Beweis für die Formel: Glück = Talent + Fleiß – Ego.

Wir alle haben Talente, aber es ist entscheidend, dass wir selbst oder andere die auch erkennen und fördern. Wenn wir dann merken, dass wir etwas gut können, sind wir intrinsisch motiviert, das sorgt dafür, dass Fleiß Spaß macht: fleißig, ohne fleißig sein zu müssen, weil es einfach auf Talent trifft.

 

Nur eine Rolle

Das läuft so lange easy, wie wir kein Ego dabei entwickeln – im Sinne von ‚Ich fühle mich wichtig‘ oder ‚Ich will wichtig werden dadurch‘. Das bringt etwas zum Kippen.

Auch bei George, der mit wachsendem Erfolg als Boxer nach und nach überschnappt und sich nicht klar macht, dass Boxer nur eine Rolle von seinen vielen Rollen ist und dass das eine Ego, mit dem er nach außen erfolgreich ist, nur eines von seinen Egos ist.  

Das kenne ich: Auch wir Unternehmer sollten nie vergessen, dass unsere Unternehmer-Rolle eben nur eine Rolle ist und wir auch noch (Ehe-)Partner, Eltern, Töchter/Söhne, Verwandte, Freunde, Vereinsmitglieder etc. sind – jede Rolle sozusagen ein Ego.

Wenn unsere Unternehmer-Rolle überbordet, wenn unser Unterbewusstsein meint, wir wären jetzt wirklich dieser Superunternehmer, Superboxer, Superstar etc., den andere in uns sehen, verlieren wir den Bezug zu den anderen Egos.  

Aggressionsfreie Entschlossenheit

Doch das ist noch nicht das Ende der George-Foreman-Story. Nach seiner Nahtoderfahrung hört er für 20 Jahre mit dem Boxen auf und wird ein neuer Mensch.

Man muss sich gar nicht auf die religiöse Dimension einlassen, um zu verstehen, was mit ihm passiert: Er wandelt sich in seiner Haltung. Am Anfang seiner Karriere war er unglaublich verbissen und fanatisch, das hat ihn auch an die Spitze gebracht.

Aber dieses unglaubliche Comeback nach so vielen Jahren schafft er, obwohl oder gerade weil er nicht mehr so verbissen ist – sondern entschlossen. Erst diese Entschlossenheit setzt die nötige Disziplin und Tat frei  – und sie ist aggressionsfrei. Was keinesfalls bedeutet, nicht erfolgreich sein zu wollen.

Es gibt dazu im Film eine Schlüsselszene vor einem Kampf 1987. Die beiden Konkurrenten stehen sich vor dem Fight im Ring gegenüber – normalerweise versucht man da, den anderen mit feindseligem Blick zu provozieren.

George aber lächelt sein Gegenüber an. „Schau ihn nicht an, er will deinen Kopf verwirren“, warnt dessen Trainer seinen Schützling daraufhin, der dennoch gar nicht anders kann, als auch einen leisen Anflug von Lächeln zu zeigen.

Vergleich mit dem Anderen

George will gewinnen, aber er hat keine Angst mehr, und deswegen ist er nicht mehr so verbissen. Denn Verbissenheit entsteht meist aus einer Angst heraus: der Angst, dass andere uns überholen, der Angst vor Ablehnung, davor, nicht der Bessere zu sein.

Das wiederum basiert immer auf einem Vergleich, einem Vergleich mit dem Anderen. Doch immer dann, wenn ich mich vergleiche, ob beim Boxen oder als Unternehmer (siehe TIMeOut 38), ziehe ich den Kürzeren, weil ich nach einem Unterschied suche.

Das setzt zwar eine Art von Motivation frei, aber eine „Weg-von“-Motivation: Ich will weg von meinem jetzigen Status, weil mir das nicht genügt. Es ist eine Widerstandsbewegung, und dadurch entsteht Verbissenheit.

 

Was will ich eigentlich?

Entschlossenheit dagegen bedeutet nicht zu fragen, wo ich im Wettbewerbsumfeld oder im Vergleich zu anderen stehe. Sondern die Frage ist eher nach innen gerichtet: Was ist mir wichtig, völlig losgelöst von anderen? Was will ich eigentlich?

Und zwar nicht bezogen auf das, was ich wollen zu müssen meine wegen irgendjemandem von draußen, sondern auf das, was ich wirklich für mich tun und erreichen will. Losgelöst von all meinen Rollen und Egos und losgelöst von der Meinung anderer.

Und das ist eine Sicht, wo es nicht um Vergleich geht, sondern tatsächlich um eine Vorstellung, wie ich in Zukunft sein möchte, wo ich wirklich hin will – so entsteht eine „Hin-zu“- statt einer „Weg-von“-Motivation.

George entwickelt diese Entschlossenheit – er vergleicht sich nicht mehr, er kämpft nicht mehr gegen andere, sondern für sich. Und ich finde, davon können wir Unternehmer uns eine Scheibe abschneiden.

 

Reine Haltungsfrage

Konkurrenz belebt das Geschäft, heißt es immer, und das ist auch nicht verkehrt, aber wir sollten es richtig verstehen. Als reines Benchmarking mit dem Ziel, den Wettbewerber zu überholen, ist es eher negativ ausgerichtet.

Denn wir müssen unsere Wettbewerber gar nicht überholen – sondern es geht darum, was wir eigentlich wollen?

Die Frage gegenüber einem sogenannten Wettbewerber ist eher: Fühlen wir uns mit ihm auf Augenhöhe, oder schauen wir auf ihn runter oder zu ihm rauf? Das hat erstmal gar nichts mit dem Wettbewerber zu tun, sondern ausschließlich mit uns, es ist eine reine Haltungsfrage. Die Haltung bestimmt unser Verhalten.  

Wenn wir zu ihm rauf schauen, liegt die Vermutung nahe, dass uns der andere eher einschüchtert, wir also mit Angst reagieren. Wenn wir runter schauen, werden wir schnell überheblich. Auf Augenhöhe aber haben wir den meisten Spielraum.

 

Selbstberücksichtigung

Viele denken, Wettbewerber seien etwas Negatives. Wir können aber auch denken: Es gibt Kunden ohne Ende. Und 100 Prozent Marktanteil könnten wir gar nicht bedienen. Wie gut, dass es auch noch andere gibt, die um diesen Kuchen buhlen.

Anstatt über den anderen negativ zu denken, können wir den Wettbewerber auch als eine Art von Inspirationsquelle nutzen: Der macht das so, kann ich daraus etwas lernen oder bestätigt es mich eher in meiner Vorgehensweise? Das hat alles nur mit mir zu tun und nichts mit dem Anderen.

Das läuft auf die Frage hinaus: Was ist meine Idee vom Unternehmersein? Welcher Unternehmer will ich eigentlich sein? Was habe ich dann davon? Und zwar nicht nur finanziell, sondern wirklich für mich, fernab vom Geld? Das ist kein Egoismus, sondern eine gesunde Art von Selbstberücksichtigung.

Gewinne zu maximieren, um richtig Kohle zu machen, kann nicht der alleinige Antrieb sein. Wäre er es, dann wären wir immer im Vergleich und in dieser Verbissenheit. Es ist okay, mehr zu wollen. Aber die Frage ist: Ist das der Grund, warum wir morgens aufstehen? Oder ist das ein angenehmer Nebeneffekt des Grundes, warum wir morgens wirklich aufstehen? Was ist unser Plan von Glück?

 

Wie viel ist genug?

Das ist gekoppelt mit der Frage: Wie viel Umsatz ist genug? Wie viel Mitarbeiter, wie viel Urlaubstage? Für uns als Unternehmer? Die meisten – auch ich habe mich lange Zeit selbst dabei erwischt – haben diese Frage nicht ansatzweise für sich beantwortet. Und deswegen laufen sie immer dem Mehr hinterher, was sie von Kindesbeinen an kennen.

„Je mehr, je besser“ ist der Glaubenssatz. Je größer eine Firma ist, desto besser sind wir als Unternehmer. Aber wer sagt das eigentlich?

Schaut mehr nach innen statt zu viel nach außen, und macht euer Ding – das ist mein Appell an uns Unternehmer. Das kann das bewirken, was wir an George Foreman in diesem Film beobachten können: sein Lächeln der Entschlossenheit und den Moment der absoluten Klarheit. Den Moment, in dem es gar keine Angst gibt.

Stellen Sie sich mal vor, sie sind in Ihrem Unternehmersein in so einem Aggregatzustand: Das ist Erfüllung. Dann haben Sie keine Angst, keine Bedenken. Dann wissen Sie: Ich weiß nicht, wie es laufen wird – aber es wird laufen.

Wie ist das bei Ihnen: Sind Sie als Unternehmer eher entschlossen oder eher verbissen? Vergleichen Sie sich mit anderen oder schauen Sie mehr nach innen? Schreiben Sie mir doch mal darüber. Aber vor allem: Sprechen Sie andere Unternehmer darauf an und tauschen sich mit ihnen darüber aus!

Foto von Timo Kaapke

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