Der Frage nach dem Why, die im Golden Circle im Mittelpunkt steht, begegnet diese Unternehmergeneration hingegen eher etwas misstrauisch. Wenn der klassische mittelständische Unternehmer etwas davon oder von Sinn hört, verbindet er das eher mit Esoterik und unnützem Gelaber und findet, dass er seine knappe Zeit damit nicht vergeuden sollte. Die Idee, mit seiner unternehmerischen Tätigkeit die Welt zu verbessern, ist für ihn nebensächlich, darum kümmert er sich lieber privat.
Und deswegen kommt er zunächst auch einmal gar nicht auf den Gedanken, das Thema Nachfolge mit Blick auf das Why und die unternehmerische Herausforderung anzugehen, sondern er will es ganz pragmatisch anpacken. Das Problem dabei: Eine Nachfolge unter diesen Vorzeichen kann im 21. Jahrhundert nach meiner Erfahrung immer weniger gelingen.
Denn die Junioren ticken ganz anders. Sie kommen aus der Generation Y, die man nicht umsonst auch als Generation Why ausspricht. Für sie ist der Anspruch, dass auch in der Tätigkeit eines Unternehmers und eines Unternehmens ein Sinn oder ein purpose stecken sollte, ganz selbstverständlich.
Und deswegen gehen sie an die Frage, ob sie wirklich die Nachfolge im Familienunternehmen antreten wollen, sehr anspruchsvoll heran. Es geht für sie nicht nur um Zahlen, Daten und Fakten, die wollen sie eher mit dem Steuerberater besprechen. Sondern es geht ihnen darum, welchen Sinn die Tätigkeit als Unternehmer ihnen selbst bringen kann. Und ihren Mitarbeitern, die heute einen Anspruch erheben auf mehr als nur Lohn und Brot. Und den Kunden, die bei Unternehmen viel kritischer danach fragen als früher.
Wenn Senior und Junior es nicht schaffen, über diese Frage miteinander ins Gespräch zu kommen, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Unternehmensnachfolge nicht gelingt und der Junior eher einen lukrativen Angestellten-Job in einem anderen Unternehmen annimmt – oder sein eigenes Start-up-Ding aufmacht.